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Wir erkennen, dass ein besserer Weg möglich ist

Gestern hatte ich einige Erledigungen zu machen. Dazu gehörte auch, ein hoffentlich endlich ausgefülltes Formular in einer Arztpraxis abzuholen. Somit hatte ich dafür nicht viel Zeit eingeplant. Die Arzthelferin fand zwar das Blatt, doch war es nicht ausgefüllt. Ich war erst verärgert und in meinem Kopf formulierten sich schon unfreundliche, sogar abwertende Sätze…da erschrak ich plötzlich über mich selbst und konnte innehalten. Worum geht es hier eigentlich? Ich bin es, die weit entfernt von geistiger Gesundheit und völlig unangemessen auf eine zwar unerfreuliche, aber wirklich nicht lebensbedrohliche Situation reagieren wollte…

Alte Muster in meiner vom Alkoholismus betroffenen Familie: Alle wollen mir nur Schlechtes oder Angriff ist die beste Verteidigung. Die Dramatik hielt mich gefangen. Am Ende fühlte ich mich immer schlecht und schuldig: die Stimmung war im Keller und nichts erreicht.

Was hatte ich in meiner Zeit in Al-Anon gelernt? Slogans fielen mir ein: „Denke“ und „Wie wichtig ist das Ganze?“ und noch ein Satz aus unserer Literatur: „Wenn wir anfangen, zuzuhören, wird es weniger verführerisch, in alte Muster zu verfallen(…)“ aus: “Entdecke deine Möglichkeiten“. Das alles zog in meinem Kopf vorbei und ich konnte ganz einfach freundlich sagen: „Okay.“ Die Arzthelferin entschuldigte sich und bat mich höflich, kurz Platz zu nehmen, sie würde es jetzt ausfüllen und dann müsse noch der Arzt unterschreiben. Kurz blitzte der Gedanke auf „na, das kann ja dauern“, doch der geistig gesundende Anteil in mir übernahm weiter gelassen das Kommando.

So konnte ich in Ruhe noch etwas schreiben und die ungeplante Pause einfach annehmen. Wie ich so schrieb kam eine andere Kollegin und meinte freundlich, das könnte sie selbst unterschreiben und es müsse nicht auf den Arzt gewartet werden… Tja, am Ende war ich also schnell wieder draußen, hatte mich freundlich bedankt und wir plauderten noch kurz über das nahende Gewitter. Abbildung einer GeburtstagszahlIch war voller Dankbarkeit und fühlte mich richtig heiter. Welch friedliches und entspanntes Leben doch möglich ist! Das zeigt sich manchmal gerade in solch kleinen, alltäglichen Situationen und erfüllte gestern meinen ganzen Tag. Von diesem Leben möchte ich mehr! Deshalb gehe ich weiter in Meetings, arbeite mit meiner Sponsorin und lese unsere Literatur.
Kommt und kommt wieder, es funktioniert!
Eine Al-Anon

Ein Kommentar

  1. Silke schrieb:

    Diese Situationen kenne ich zu gut. Gleich den Panzer aus der Garage und sofort geschossen. So wie heute Mittag als ein Auto mit Anhänger in unser Einfahrt parkte. Meine HP knipste sofort den Slogan an: Worum geht es! Und im Hinterkopf: Willst du wirklich in der Sonne braten bis jemand kommt, der deine Tiraden mit einem Gegenangriff abtut. Wenn ich etwas tue, tut sich was für mich. Das ist Frieden. Danke

    Dienstag, 20. Juni 2017 um 16 | Permalink
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