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Wenn das „Hätte ich doch“ wieder kommt…

Foto von einem LastenelefantenMomentan lese ich jeden Morgen wieder in unseren Tagestexten „Mut zur Veränderung“. Sie sprechen mich immer wieder neu an und manchmal denke ich, das habe ich so noch nie gelesen! Bei den Gedanken zum 27. Januar stelle ich heute fest, dass ich lange Zeit immer noch ein schlechtes Gewissen und großes Schuldbewusstsein gegenüber meinem damaligen Mann verspürte. Hätte ich doch noch länger warten sollen? Oh ja, ich habe aus vielen „Mücken Elefanten gemacht“! Natürlich war auch ich damals über mehr als nur schmutziges Geschirr, die Dauerbaustelle im Garten, die dreckigen Wäscheberge usw. wütend und meckerte ständig. Doch kann ich erst heute besser auf unsere damalige Situation zurückschauen. Unser familiäres Desaster zog sich schon über einige Jahre hin; Al-Anon hatte ich noch nicht gefunden und mein Therapeut empfahl mir damals, den realen, stetig wachsenden Schuldenberg durch den Konsum meines Mannes endlich wahrzunehmen und an das Wohl unserer beiden Kinder zu denken. Mein Mann war zu keiner Beratung oder Änderung bereit und mit dem Ablauf des Mietvertrages unseres Reihenhauses trennte ich mich.
Klar, manchmal kommt es noch – das „Hätte“ ich damals gewusst, wie ich Streit-Situationen auf ein handlicheres Format schrumpfen lassen kann, wie ich Verantwortung für mich übernehme, wie ich dem trinkenden Partner seine Verantwortung für sein Leben überlasse usw…und die „Hätte-Kette“ könnte endlos werden…Ich habe gelernt, diesen Gedanken ein „Stopp“ zu setzen. „Hätte“ und gestern sind vorbei.

Heute kann ich gesünder denken, dann z.B. in unserer Literatur lesen oder meine Sponsorin anrufen, und anerkennen, ich habe mein Bestes getan. Damals konnte ich nicht anders handeln – d.h. nicht, dass ich keine Schuld bzw. Verantwortung an unserer Geschichte trage – 50% sind mein Anteil. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, doch ich kann es heute in ähnlichen Situationen besser machen, besonders gegenüber meinen jetzt erwachsenen Kindern. Das ist für mich z.B. auch eine Form der Wiedergutmachung, wie sie im Neunten Schritt beschrieben ist.
Dank dem Lebensprogramm, das Al-Anon für mich bietet, kann ich mit dem „Hättest du“ und sonstigem „Kopfkino“ viel besser umgehen und lerne, einen Tag nach dem anderen wahrhaftig zu leben.
Ein dankbares Al-Anon Mitglied

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