
Aber mal zurück zum Anfang. Ich kann mich an eine sehr schöne, freie Kindheit erinnern, an das „Nach-Hause-Kommen“ erst wenn es dunkel wird, an die dann folgende warme Geborgenheit und das schöne Essen.
Irgendwann kam ein Bruch. Da bestand mein Leben nur noch aus Druck und Leistungserfüllung und daraus, alles falsch zu machen. Da lernte ich, mich zurückzuziehen und mich zu verstecken, damit es nicht so auffällt, dass „ich unzureichend war“. Diese beiden Zustände haben mich für mein bisheriges Leben geprägt, das Pendeln zwischen Geborgenheit und Unzureichend-Sein.
Ich verließ sehr früh mein Elternhaus, weil ich dort nichts mehr richtig machte und weinte bei der Fahrt über 300Km über den Verlust meiner Kindheit.
Im weiteren Verlauf meines Lebens wechselten sich dann die Suche nach Geborgenheit und das Gefühl des „Unzureichend-Seins“ sehr oft ab und ich bewunderte stets die Menschen, die immer sicher erschienen. Hatten die dann doch mal Probleme, half ich sehr gerne. So lebte ich öfters mehr das Leben anderer Menschen, als mein eigenes.
Irgendwann lernte ich meinen Mann kennen, der zwar schon viele Reisen in die Welt hinter sich hatte, dem ich aber trotzdem helfen konnte, erst mal bei seinen Eltern auszuziehen. Schon bald, nachdem wir zusammen waren, bedrückte mich sein Alkoholkonsum, aber ich heiratete ihn doch. Die Jahre mit ihm, dem nassen Alkoholiker waren wieder eine Mischung aus Geborgenheit (ich spürte, dass er mich wirklich schätzt und liebt), aber auch der Unsicherheit, wie es denn überhaupt weitergehen kann.
Zum Glück fand ich nach mehreren Jahren zu Al-Anon !
In Al-Anon spürte ich schnell die vertraute Geborgenheit meiner Kindheit, ohne das Gefühl, irgendeine Leistung dafür erbringen zu müssen. Ich, als Person, war ausreichend ! Inzwischen bin ich seit vielen 24 Stunden bei Al-Anon und ich durfte schon ganz viel lernen. Mein Mann konnte auch irgendwann trocken werden und wir begannen zusammen ein Leben besserer Qualität.
In Al-Anon lerne ich so gut es geht nach den 12 Schritten und den 12 Traditionen zu leben und nahm immer mehr Teil am Dienst in und für Al-Anon.
Dort begann ich langsam, mein Gesicht zu zeigen und muss immer wieder lernen, mit Kritik und Anerkennung sinnvoll umzugehen. Beobachtet werde ich dabei „nur“ von meiner Al-Anon-Familie, in der ich mich aber weiter geborgen fühle.
Jetzt habe ich die berufliche Chance, einen Lebenstraum von mir auszuprobieren.
Dabei werde ich aber teilweise in der Öffentlichkeit stehen und schon leben wieder alle Ängste der Kindheit auf, „den Anforderung nicht zu entsprechen“.
Ist das das richtige „Leben“ ?
- Dem zu trauen, was in mir ist und was ausprobiert werden möchte?
- Aktiv zu agieren, mich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen ?
- MEIN Leben zu leben, und nicht mehr das Leben anderer Menschen ?
- Immer seltener auf das Verhalten anderer Menschen zu reagieren ?
Ich glaube ja.
Und dann sah ich plötzlich das neue Al-Anon-Buch mit dem Titel : „Entdecke deine Mögl ICH keiten“ und dieser Titel drückt genau das aus, was ich meine und was ich mich jetzt zu trauen beginne. Danke Al-Anon, dass ich durch dich schon so viel lernen durfte und weiter lernen darf !
Geschrieben von einer Al-Anon
“Entdecke deine Möglichkeiten “ (Bestell-Nr. 120 )
Al-Anon Familiengruppen – Zentrales Dienstbüro
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