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Warum hast du das denn nicht gesagt ?

In Al-Anon habe ich einmal eine Geschichte gehört, die ungefähr so ging:

Ein Ehepaar, das schon sehr lange verheiratet ist, sitzt gemeinsam ganz harmonisch am Frühstückstisch, und der Mann schneidet, wie jeden Morgen, ein Brötchen durch, um es mit seiner Frau zu teilen.

Alles ist wie immer, doch plötzlich sagt die Frau zu ihrem Mann: „Schatz, kann ich jetzt nach über 25 Jahren nur einmal die obere Hälfte des Brötchens haben ? Bitte, ich träume schon seit vielen Jahren davon.“ Daraufhin sagt der Mann völlig verblüfft: „Warum hast du das denn nicht gesagt, ich wollte schon immer lieber die untere Hälfte haben!“

Kommunikation ist ein weites Feld, auf dem ich mich immer noch unbeholfen bewege. Ich habe so lange nicht offen gesprochen, dass ich es auch heute noch manchmal nicht kann. Das merkt man mir im Normalfall überhaupt nicht an, ich bin gut im Reden, kann auch vor vielen Menschen sprechen. Nur über meine wahren Gefühle, über MICH SELBER kann ich es nicht. Ich kann nicht konstruktiv streiten und kann nur schlecht für meine eigenen Belange eintreten und wenn , dann nur durch Forderungen. Ich habe auch noch keine klaren Vorstellungen, wie ich das einmal machen kann. Bei verbalen Angriffen schwanke ich zwischen Tobsuchtsanfall und mich doch lieber wieder schnell in mein Schneckenhaus zurückzuziehen.

Heute möchte ich gerne auch im Bereich „Kommunikation“ zu einer gewissen Normalität finden, gesund werden. In der Broschüre „Leben mit der Nüchternheit“ (Nr.229) gibt es ein Kapitel über Kommunikation, das ich schon mehrfach gelesen habe. Diese Broschüre handelt zwar hauptsächlich davon, wie Angehörige wieder einen neuen Anfang beginnen können nach frisch gewonnener Trockenheit eines Alkoholikers. Aber ich glaube, das Thema wird bei mir lebenslang aktuell bleiben. Denn der Zeitpunkt der Trockenheit ist bei uns schon länger her und trotzdem übermannen mich noch oft meine eigenen Gefühle und ich kann sie, speziell wenn ich aufgeregt oder durcheinander bin, nicht richtig zum Ausdruck bringen.

Man sagt mir auch, ich fühle mich dann sehr schnell angegriffen und kann schlecht mit Kritik umgehen, bin schnell eingeschnappt und wenn ich klar hingucke, dann stimmt das auch. Auch in anderen Beziehungen ! Das heißt, es liegt eindeutig an mir! Aber warum ist das bei mir so ?? Ich weiß nicht, ob ich diese Frage jemals beantwortet bekomme, aber das ist auch egal, ich möchte heute davon genesen! Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Alle Menschen in der Umgebung eines Alkoholikers oder einer Alkoholikerin nehmen Schaden. Und um die Behebung diese Schadens muss ich mich selber kümmern. Das mache ich mit Hilfe von Al-Anon.

Ich glaube, es ist mal wieder an der Zeit für mich, mit dem Kursbuch beim vierten Schritt zu beginnen, um zu erfahren, wo meine eigenen Anteile beim Thema Kommunikation sind. Sage ich vielleicht gar nicht, was ich meine und was ich möchte oder tue ich das auf eine unangemessene Art ?

Die Kapitel in der Broschüre 229 handeln von :

  • Veränderungen akzeptieren
  • Mut
  • Groll
  • Enttäuschungen
  • Kommunikation
  • Glücklich sein.

Für mich sind das alles immer noch brandheiße Themen! Sollte so normaler Umgang miteinander funktionieren ??
Das frage ich mich auch heute noch und habe deshalb die Broschüre auch nach der langen Zeit der Trockenheit meines Partners oft in der Hand und lese darin.

Bezug der Broschüre “Leben mit der Nüchternheit – Ein neuer Anfang” (Bestell-Nr. 229 )
Al-Anon Familiengruppen- Zentrales Dienstbüro
Emilienstraße 4 – D – 45128 Essen
Tel. : 0201 / 77 30 07 – www.al-anon.de

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