
Im Herbst 2018 war ich auf einem Erzeugermarkt in der Stadt. An einem Metzgereistand mit Wurstwaren kaufte ich Dauerwurst für meine Familie, die, außer aus mir, der Ehefrau und Mutter, aus meinem Mann und zwei Jungen, zu jenem Zeitpunkt 14 und 10 Jahre alt, besteht. Zum Abschluss legte die Metzgereimitarbeiterin eine kleine Probierwurst obendrauf und erklärte, es sei ihre neueste Kreation, eine Rotweinwurst. Sie sei aber nichts für trockene Alkoholiker.
Ich dachte: Wir sprechen dieselbe Sprache, die von A.A. und Al-Anon. Daher kenne ich den Ausdruck „trockener Alkoholiker“. Mein Mann ist betroffen. Warum sprach sie mit mir? Oder war das Gott? Ich fühlte mich aufgehoben. Es war wie ein kleines Meeting. Ich sagte: Gut, dass Sie das sagen, und ich erzählte, dass ich den Ausdruck kannte. Sie, eine völlig Fremde und doch Vertraute, erzählte von ihrem alkoholkranken Mann. Er ginge seit fünf Jahren zu A.A. Ich erzählte ihr von Al-Anon. Da erzählte ich ihr nichts Neues. Wir tauschten uns intensiv aus in der Kürze, bis der nächste Kunde, die nächste Kundin bedient werden wollte. Ich ging gehobenen Herzens wieder zur Arbeit und aß in der Mittagspause die Rotweinwurst auf.
Angelika
Ein Kommentar
Danke für diesen Beitrag, denn er zeigt: wenn ich etwas tue, tut sich was für mich. Da ich durch das Programm Offenheit lernen darf, stehen für mich ungeahnte Zuwendungen parat und sei es in Form eines Wochenmarktmeetings. Bei mir sind es zwei Nachbarinnen alkoholkranker Söhne, mit denen ich immer mal eine Umarmung austausche. Silke