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Please hold the line, bitte nicht auflegen

Foto, Telefon mit DrehscheibeDiesen Spruch trage ich seit Jahren mit mir und meistens auch in mir und er hat mir schon in vielen Situationen Halt und Führung gegeben. Dass er mir auch verloren gehen kann, hatte ich nicht auf dem Schirm. Die Verbindung zu meiner Höheren Macht war weg und ich habe mich schlecht gefühlt, wusste nicht was mit mir los ist und wie ich wieder ins Gleichgewicht komme.
Das auslösende Ereignis hatte vordergründig nichts mit Alkohol zu tun. Ein Teil meiner Familie wurde in ein Ereignis involviert, das bei mir Angst, Machtlosigkeit, Wut und letztendlich den Zustand des Abgetrenntseins von
meinem gesunden Menschenverstand auslöste. Ich trug dieses Gefühl des Puffers zur realen Welt ein paar Tage mit mir rum und konnte es nicht einsortieren.

Durch einen Satz im Meeting, den ich auch schon oft gehört und gesagt habe, wurde diese Mauer durchbrochen. „Die Höhere Macht steht immer vor der Tür, ich muss nur die Tür aufmachen!“ Ja, ich hatte nach alter Manier wieder versucht alles alleine zu bewerkstelligen. In Gesprächen wieder unbewusst nach Lösungen für die anderen gesucht, diese ausgesprochen und versucht Einfluss zu nehmen.

Nach dem Meeting fiel mir auf einmal ein, wie ich bisher mit solchen Zuständen umgegangen bin. Ich fing an, die Ereignisse in Form eines Briefes an meine Höhere Macht in mein Tagebuch zu schreiben. Ich schrieb und die Traurigkeit über die Ereignisse kam hoch, der Zorn über Übergriffe, das Gefühl der totalen Machtlosigkeit gegenüber der Situation und den betroffenen Menschen. Drei Seiten später war mir leichter ums Herz. Eine Erkenntnis war ganz klar in mir:
Ich bin für die Lösung dieses Problems nicht zuständig.

Was eine Gnade über das Programm eine Kraft gefunden zu haben, die für mich erledigt, was ganz offensichtlich meine Kräfte übersteigt.
Jetzt steht die Verbindung wieder und ich arbeite daran, die Tür immer wieder offen zu halten.

Eine Angehörige

3 Kommentare

  1. Rosemarie schrieb:

    Heute habe ich den Eindruck, dass meine Höhere Macht, mir in den heutigen (4.12.) Tagessprüchen der Al-Anon Bücher und diesem Text besonders beistehen will, mit meinen Gefühlen besser klar zu kommen. DANKE!
    Rosemarie

    Mittwoch, 4. Dezember 2019 um 10 | Permalink
  2. Heike schrieb:

    Danke für diesen wunderbaren Text! Heute morgen habe ich zwar wieder etwas gebraucht, um nicht träge in meiner „ich Arme-Rolle“ sitzen zu bleiben und zu warten, bis endlich „jemand“ meine Tür aufmacht…so, wie ich es früher in der alkoholkanken Familienzeit praktizierte…aufstehen, Tür aufmachen und meine Höhere Macht ist einfach immer da. Ein schönes Advents-Bild – 24 Türchen mit meiner Höheren Macht 🙂

    Samstag, 7. Dezember 2019 um 12 | Permalink
  3. Frank schrieb:

    Danke für diese Gedanken!
    Ich bin in einer alkoholkranken Umgebung aufgewachsen und musste auf die sehr harte Tour lernen, die Probleme Anderer nicht zu meinen zu machen.
    Please hold the line heißt für mich, über das Praktizieren des Elften Schrittes die Verbindung offenzuhalten. Und vor allem, hinzuhören anstatt in blinden Aktionismus zu verfallen.
    Danke dafür!

    Sonntag, 8. Dezember 2019 um 22 | Permalink
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