
Ins erste Meeting zu gehen, war wohl das beängstigende, traurigste und auf der anderen Seite, der für mich lebensrettende Moment, den ich jemals erlebt habe. Meine Lebenssituation brachte mich hierher, egal ob ich es wollte oder nicht. Ich fühlte mich in dem Moment, als ob ich meinen alkoholkranken Partner verraten würde. Als würde ich ihn für die ganze Welt als Alkoholiker abstempeln.
Ich dachte, wie kann ich jemand, den ich so sehr liebe, auf diese Weise bloßstellen. Aber ich setzte mich auf meinen Platz und hörte zu. Da gab es keinen Zwang zu sprechen, in Kontakt zu treten oder sich jemanden anzuvertrauen. Ich brauchte nur zuzuhören. Ich hörte viele Geschichten, die meine hätten sein können. Sie wurden erzählt von Menschen aus allen Schichten, die im selben alkoholischen Durcheinander lebten wie ich.In diesem ersten Meeting verstand ich nicht alles, aber ich lernte, dass hier der Platz war, wo ich mein Leben zurückbekommen könnte, egal ob der Alkoholiker trocken würde oder weiterhin in der Verleugnung lebte.
Jetzt, ein Jahr später, quäle ich mich manchmal mit der Tatsache, dass ich die Al-Anon Meetings immer noch brauche. Ich weiß aber auch, dass der Alkoholismus real ist und auch die Not ist real. Ich habe gelernt, dass ich mich erst um mich kümmern muss, ehe ich mich um irgendjemand anderen kümmern kann. Das ist kein Egoismus, das ist Selbstschutz. Ich weiß, dass es mir bei jedem Besuch im Meeting ein bisschen besser geht.
Anonymus
Aus: The Forum, Oktober 2019
Gedruckt/ veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Al-Anon Family Group Headquarters, Inc., Virginia Beach, VA
Ein Kommentar
Auch ich habe mich in meinem ersten Meeting in vielen Aussagen wiedererkannt. Ich bin jedoch nicht unglücklich, dass ich die Gemeinschaft gefunden habe und immer noch an den Meetings teilnehme. Das innere und äußere Durcheinander hätte mich sehr schnell wieder eingefangen, wenn ich meine täglichen Al-Anon Werkzeuge nicht benutzen würde.