Vor fünf Jahren kam ich zu Al-Anon um meinen Mann „trocken zu legen“.
Was ich bei Al-Anon fand war etwas anderes.
An mein erstes Meeting kann ich mich noch sehr lebhaft erinnern.
Obwohl es mir wirklich schlecht ging, meinen Mann hatte ich gerade rausgeworfen und finanziell stand ich vor dem zweiten Konkurs,
habe ich an dem Abend so viel gelacht und hatte sofort das Gefühl, angekommen zu sein.
Für diese Menschen habe ich an dem Abend mein Schweigen aufgehoben und einfach meine Geschichten erzählt.
Noch nie habe ich mich so verstanden gefühlt.
Bis dahin habe ich um alles gekämpft, immer wollte ich alles manipulieren, kontrollieren.
Meinen Partner habe ich immer wie ein Kind behandelt, das eine Mama benötigt, die die Entscheidungen trifft.
Meine beiden Kinder habe ich ebenfalls so behandelt.
Die erste Veränderung an die ich mich herantraute war, niemanden mehr am Morgen zu wecken. Meine Tochter und mein Mann kamen dadurch nun häufig zu spät, doch ich erkannte, es ist nicht mehr meine Verantwortung, sie waren alt genug, die Folgen ihres Handelns zu spüren.
Je mehr Mut ich hatte loszulassen, desto besser ging es mir.
Meine Tochter konnte die Atmosphäre in ihrem Elternhaus nicht mehr aushalten, zog aus und wir hatten eine längere Zeit keinen Kontakt mehr.
In dieser Zeit hat sie ein Baby bekommen.
Als ich es hörte war ich nicht so glücklich darüber, wollte wieder manipulieren, doch durch die vielen Gruppenbesuche bei Al-Anon erkannte ich, sie darf, wie vor Jahren ich selber, ihre eigenen Siege und Niederlagen erleben.
Sie muss ihr Leben selber leben und mit ihren Entscheidungen fertig werden.
Ich durfte den Kampf aufgeben.
Mittlerweile sehen wir uns ganz häufig und haben ein sehr gutes Verhältnis. Sie hat Vertrauen zu mir, erzählt mir vieles.
Ich gebe keine Ratschläge. Meine Geschichte hingegen erzähle ich ihr gerne.
So kann sie nehmen, was sie davon gebrauchen kann.
Jutta, eine Al-Anon
Ein Kommentar
loslassen ist immer wieder schwer, aber doch effektiv.
bei uns geht es extrem auf und ab.
Al-Anon hilft mir sehr.
monika