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Leben und leben lassen

Foto Blatt mit SchmetterlingDie Schritte Vier bis Sechs unseres Al-Anon Programms sind „meine Inventurschritte“, in denen es für mich immer wieder darum geht, mich selbst zu entdecken. Ich habe Vorzüge und Mängel. Ich bin nicht perfekt und mache Fehler.

Diesen Bestand turnusmäßig aufzunehmen und zu bearbeiten, lässt mich immer wieder demütig werden und erkennen, dass es einfach menschlich ist unperfekt zu leben. Ich bin eben so fehleranfällig und Fehler behaftet wie alle anderen Menschen in meiner Umgebung und ich bin wie sie mit all meinen Eigenheiten liebenswert.

Wie schön, dass ich mithilfe unseres Al-Anon-Programms eine Wahlmöglichkeit entdeckt habe, die mir eine bessere Alternative zum Umgang mit meinen eigenen Fehlern und den Fehlern anderer bietet, als in den ewigen Kreislauf einsteigen zu müssen aus unangemessenem Umgang mit Schuldgefühlen, Kampf um die Schuldverteilung und dem Groll, um den eigenen Anteil nicht spüren und annehmen zu müssen.

Wenn ich meinen Blick auf mich durch Selbstannahme nachsichtiger und weicher werden lassen kann, veränderte sich auch der Blick auf andere Menschen. Ich sehe vieles was ich in mir sehe auch bei ihnen. Auch sie haben Vorzüge und Mängel. Sie sind ebenso unperfekt und machen Fehler. Ich darf heute auch ihnen gegenüber milder sein. Auch sie dürfen so sein, wie sie sein möchten.

Unser Slogan „Leben und leben lassen“ erinnert mich daran, dass es meine Aufgabe ist mein Verhalten zu ändern, um die beste Version meiner selbst zu sein, die ich heute sein kann, während das Verhalten eines anderen seine Sache ist.

In Teamarbeit mit meiner Höheren Macht möchte ich heute zu meinen Worten und Taten stehen können. Ich möchte mit mir im Reinen sein und mich lieben und achten können. Selbstliebe und Selbstachtung bringe ich mir heute entgegen, indem ich zu meinen Gefühlen, Wünschen, Bedürfnissen und Idealen stehe und ihnen entsprechend lebe – unabhängig davon wie ich glaube, dass andere dies beurteilen. Das konnte ich vor der intensiven Beschäftigung mit unserm Al-Anon Programm nicht. Davor war ich ständig im Kopf meines Gegenübers unterwegs und machte mir Gedanken darum, wie ich auf diesen Menschen gerade wirke, der da vor mir steht, sodass ich mich selbst kaum noch spüren konnte.

Es gab eine Zeit, in der ich mir viel Schaden selbst zugefügt habe, indem ich versuchte so zu sein, wie ich glaubte, dass andere mich haben wollen. Viele Dinge die ich mit dem Vorsatz gemocht zu werden, tat und sagte, hatten mich meine Selbstliebe und Selbstachtung gekostet, bevor ich sie mithilfe unseres Zwölf-Schritte-Programms wiederfand. Der Preis der Überanpassung ist mir heute zu hoch. Heute möchte ich genau so angenommen werden wie ich bin und bin bereit dazu auch andere sie selbst sein zu lassen.

Liebe Grüße und gute 24 Stunden
Eine Freundin aus der Al-Anon Online-Gruppe Family & Friends

Ein Kommentar

  1. Silke schrieb:

    Danke für den Beitrag. Diese Anpassung begann bei uns schon im Kindesalter: sei brav, gib das richtige Händchen, schmeiß den Zorn aus dem Fenster.
    Heute darf ich das, was mich bewegt, annehmen und gesund für mich sorgen. Ich darf – das tut man nicht – umwandeln in – was tut mir gut -. Diese Hilfe durch das Programm ist befreiend.

    Dienstag, 1. November 2022 um 13 | Permalink
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