
Während einer Fahrt auf der Autobahn ertönte plötzlich ein akustisches Signal und die Lampe „Tür offen“ blinkte, obwohl alle Türen sichtbar geschlossen waren. Früher hätte ich panisch und ohne nachzudenken sofort auf dem Seitenstreifen angehalten usw. Jetzt war ich in der Lage, den Slogan „Denke!“ anzuwenden und eine sichere Möglichkeit des Anhaltens zu finden. Kurz kam der Gedanke, dass natürlich nur die Werkstatt schuld sein konnte, da das Auto eben erst zur Inspektion war. Tatsächlich hatte aber ein nicht ausreichend gesichertes Gepäckstück die hintere Beifahrertür entriegelt…also, Realität anerkennen und Verantwortung übernehmen.
Das waren in meiner alkoholkranken Herkunftsfamilie Fremdworte. Immer waren „die Anderen“ schuld oder es wurde einfach geleugnet. Meine Fahrt ging noch weiter und auf einem Rastplatz ließ sich das Auto plötzlich nicht mehr verriegeln…wieder kurz das Spiel von vorhin, leichte Unruhe und Sorge in mir, doch die „unfähige“ Werkstatt usw.
Ein weiterer Slogan kam mir in den Sinn, „Das Wichtigste zuerst“ – erst mal alles in Ruhe prüfen und dann eben den Pannendienst anrufen. Ich ging um das Auto herum und musste erkennen, dass ich kurz vorher etwas vom Rücksitz geholt hatte und einfach die Tür nicht wieder geschlossen hatte…klar, damit ließ sich das Auto natürlich nicht verriegeln…ich konnte fast mit dem Lachen über mich nicht mehr aufhören! Welch` Leichtigkeit und welch liebevoller `Blick auf mich selbst! Dankbarkeit durchströmte mich. Meine Höhere Macht hat tatsächlich Humor .
Indem ich mich der Realität des Lebens täglich stelle, in unserem Al-Anon Programm arbeite und es bestmöglich anwende, weichen die Schwere und die Dramen meines früheren Lebens immer mehr von mir. Für mich geschieht, was in unserem empfohlenen Abschluss für das Meeting steht: „(…) Versuche, offen zu bleiben. Dann wirst du Hilfe finden. Du wirst feststellen, dass jede Situation verbessert und jedes Leid verringert werden kann.“
Ein immer noch grinsendes Al-Anon Mitglied