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Hoffnung

Hoffnung auf GenesungMein Mann und ich kommen von einer wunderschönen fünftägigen Schwarzwaldreise nach Hause und ich spüre, dass mich eine Erkältung angeflogen hat.

Ärger steigt in mir hoch – so ein tolles Treffen mit AA und Al-Anon.  Geburtstagsfeier, lachen, wandern, neue Menschen kennen lernen, ernste Gespräche.
Nur wohlgefühlt – und jetzt krank.
Was will mir meine Höhere Macht sagen? Anstrengender Flug, viele neue Eindrücke, wenig Schlaf?

Jetzt verstehe ich! Ich gehe mit Wärmflasche und Tee ins Bett und sage danke nach oben, dass ich in Rente bin und mich ausruhen darf.

Hatte früher immer Schwierigkeiten, mich mal krank zu melden.
Mir ist gemütlich – trotz Halskratzen und Schnupfen.

Meine Gedanken sind bei den Menschen, mit denen ich die letzten Tage verbracht habe – Freunde. Obwohl wir uns selten sehen, wegen der vielen Kilometer vom Umland Berlins in den Schwarzwald, ist keine Fremdheit da.
Wir fallen uns in die Arme und reden und reden. Wir genießen die Natur und erfreuen uns an dem Hund.

Vor meiner Al-Anon Zeit war so ein unbeschwertes Leben überhaupt nicht möglich. Sorgenvolle Gedanken kreisten ständig durch meinen Kopf.
Ewig dachte ich an meinen Mann und an seinen Alkoholkonsum. Kommt er heute pünktlich oder gar nicht nach Hause? Wird er volltrunken sein oder beschwipst? Wird es Streit geben? Ist noch Geld vorhanden….

So habe ich fast 20 Jahre meiner Ehe verbracht, obwohl mir durchaus auch schöne Zeiten in Erinnerung sind.
Immer wieder hat mein Mann versucht, sein Trinkverhalten zu ändern – der Alkohol war stärker.

Erst die Zugehörigkeit zu AA brachte die Trockenheit.
Das ist inzwischen über 30 Jahre her und ich weiß dank Al-Anon, dass ich nicht der „Aufpasser“ meines Mannes sein soll. Auch er hat eine Höhere Macht.

Ich bin so widerstrebend zu Al-Anon gekommen und weiß heute, es war das Beste, das mir passieren konnte.
Heute gehe ich zweimal die Woche ins Meeting, fahre einmal im Monat in eine Suchtklinik, um auch den Alkoholikern von der Familienkrankheit Alkoholismus zu erzählen und es geht mir fast immer gut.
Es ist für mich etwas ganz besonderes, sowohl über die nasse Zeit als auch über die trockene Zeit berichten zu können.Ich weiß, der liebe Gott hat es sehr gut mit mir gemeint.

Mein Blick fällt auf meinen Nachttisch. Da liegt das Buch „Entdecke deine Möglichkeiten“. Endlich Zeit und Muße, darin zu lesen. Wofür eine Erkältung doch gut sein kann.
Ich erkenne mich in vielen Geschichten wieder und bin dankbar für unser Programm.

Die Sonne scheint ins Zimmer, mein Blick fällt auf die letzten zwei Seerosen in unserem kleinen Teich und ich freue mich jetzt auf meinen Spaziergang.

Eure dankbare, gesundende Renate

3 Kommentare

  1. Hubert schrieb:

    Liebe Renate,
    Dein Beitrag hat mich von Anfang an gefesselt. Diese Dankbarkeit für kleine Dinge des Lebens: die Natur, den Hund – und selbst die positive Einstellung zum Kranksein finde ich bemerkenswert.
    Du hast mir eine Freude gemacht und ich wünsche Dir eine gute und gesegnete Zeit
    Hubert

    Sonntag, 3. Februar 2013 um 13 | Permalink
  2. Sabine P. schrieb:

    Hallo Renate !
    Danke Dir.
    Mich regt Dein Beitrag gleich an. Meine Vorfreude auf das DLT in Regensburg steigt, denn ich weiß, daß ich mich in großer Runde mit „alten Bekannten“ und mit neuen FreundInnen von Al-Anon sicher wieder sehr wohl fühlen werde.
    Liebe Grüße
    Sabine

    Montag, 18. Februar 2013 um 22 | Permalink
  3. Ingrid schrieb:

    Liebe Renate,
    danke für Deinen Beitrag. Ich habe mich sehr wiedergefunden.
    Auch und vor allem in Deiner Schilderung, wie Du heute – im Gegensatz zu der Zeit vor Al-Anon – mit Krankheit umgehst. Für mich ist das Zauberwort immer wieder „Annehmen, was ist“, weil ich lernen durfte, dass meine Höhere Macht besser als ich weiß, was ich brauche.
    Liebe Grüße
    Ingrid

    Samstag, 2. März 2013 um 18 | Permalink
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