
Es gab keine Hoffnung, denn die Erkrankung war in einem progressiven Zustand, in dem eine Operation nicht möglich war. Sie erzählte mir von den Medikamenten, die sie nehmen musste und es war klar, dass wir weniger als ein Jahr zusammen hatten.
Da fing ich an, in unserem wunderbaren Buch „Mit dem Öffnen unserer Herzen verwandeln wir unsere Verluste“ zu arbeiten. Ich las ein oder zwei Passagen und schrieb meine Gedanken und Gefühle auf. Danach war ich bereit, mit meiner Schwester zu telefonieren.
Ich hatte die Kraft zuzuhören und ihr zu sagen, wie ich über diese hoffnungslose Situation denke. Wir konnten die Krankheit realistisch betrachten, und das gab ihr, glaube ich, den Mut, dem Druck ihrer Familie standzuhalten. Diese wollte, dass sie kämpft, obwohl es kein Heilmittel gab.
Um gut für mich zu sorgen, las ich das Buch täglich. Auf der einen Seite konnten wir beide so der Realität besser ins Auge sehen und auf der anderen Seite konnten wir über unser Leben und die Menschen sprechen, die uns wichtig waren.
Dank meiner Literatur konnte ich ihr die wichtigsten Dinge mitteilen, die ich in Al-Anon gelernt habe: sich der Realität zu stellen und das Gelassenheitsgebet zu einem Bestandteil meiner täglichen Arbeit zu machen.
In den nächsten Wochen arbeitete ich weiter an diesem Buch. Es gab mir die Grundlage, alle Gefühle zu akzeptieren, die aufkamen, indem ich meine älteste Schwester gehen ließ. Heute habe ich in diesem Buch einen wunderbaren Marker gefunden, den ich damals als wichtig empfunden habe.
Es ist meine Antwort auf die Frage nach den Gefühlen, die ich nicht ausdrücken kann. Seite 137, Frage 3 Traurigkeit: Ich habe das Recht, die Traurigkeit zu spüren, zu trauern und jemanden zu suchen, der mich tröstet.
Ich habe das Recht, dies in meiner Zeit zu tun, ohne nach jemandem Ausschau zu halten, der mehr Hilfe braucht.
Eine gut gerüstete Angehörige
3 Kommentare
Das ist ein sehr berührender Text. Vielen Dank für das Aufschreiben. Alles Gute
Sehr tröstlich.
Danke für diesen mich auch sehr berührenden Text! Und so kraftvoll in all dem auch Schweren. Ja, das darf auch ich durch Al-Anon lernen, alle Gefühle zuzulassen, sie nicht mehr zu leugnen, teilen zu dürfen, erleben, auch das geht vorbei und ich bin nicht allein. Und all`das, ohne nach „jemandem Ausschau zu halten, der mehr Hilfe braucht“!