
Dass mein Mann Alkoholiker ist, hat man mir damals mehr angemerkt als ihm. Er hat sich so verhalten wie immer, nur ich bin durchgedreht als ich schwanger wurde, denn jetzt musste er ja erwachsen werden und so funktionieren wie ICH mir das
vorstellte. Ich hatte den meist verbreiteten Irrglauben: „Wenn er mich lieben würde….“
Ich habe mich über Kleinigkeiten aufgeregt, ihn überall schlecht gemacht und konnte meinen Mund einfach nicht halten. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, genauso wie unsere Unterhaltungen. Langsam sickerte die Erkenntnis in mein Hirn, dass er nicht aufhören würde. Natürlich auch nicht als das Kind da war. Ich war quasi alleinerziehend. Als der Kleine zwei Jahre alt war fand ich Al-Anon und die Literatur, bzw. traute mich endlich, nach Hilfe für mich zu suchen und auch hinzugehen.
Meine Rettung, ich fing an zu sehen. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich mich mit dem Programm beschäftigte, ich musste
erst mal ankommen. Dann überschlug sich irgendwie alles. Die Literatur zeigte mir, wie kraftvoll ein Meeting sein konnte und mittlerweile habe ich solche Meetings sogar auch erlebt. Ich kam zum Regionalmeeting, eigentlich nur so zum Gucken, was das ist und bekam gleich einen Dienst. Das hat meine Kontakte und mein Verständnis sehr erweitert.
Ich bedauere es sehr, dass mein Mann keine Meetings besucht und wir uns nicht über das Programm austauschen können. Aber das ist sein Leben. Er hat es auch so geschafft, nun bald zwei Jahre trocken zu bleiben und es hat sich bei uns unglaublich viel geändert.
Ich bin dankbar, dass ich durch ihn Al-Anon gefunden habe, dass er trocken ist, dass er nun ein Vater ist und dass wir über ein zweites Kind nachdenken.