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Gerade in Krisenzeiten: Sei gut zu dir selbst!

Foto, BlumenbeetAuch nach einiger Zeit in Al-Anon erlebe ich gerade, wie wichtig und notwendig das Anwenden und Praktizieren von Selbstfürsorge ist! Die Welt ist momentan in einer Ausnahmesituation. Die bisherigen Tage konnte ich mit meinen „Werkzeugen“ ganz gut meistern… um z.B. nicht auf den mir aus den alkoholkranken Familienzeiten bestens bekannten und vertrauten Panik- und Drama-Schnellzug aufzuspringen. Damals hatte ich kein Hilfsprogramm.

Im Laufe der immer dramatischer werdenden Lage mit einem trinkenden Mann, zwei kleinen Kindern, einem Kleintierzoo zu Hause, ständigen Umzügen, einem extrem belastenden Job, einem wachsenden Schuldenberg usw … hatte ich es einfach vergessen, mich selbst zu versorgen. Alles „im Außen“ war wichtiger. Ich „musste“ mich ja schließlich um alles und alle anderen kümmern, „sonst macht es ja keiner“…Irgendwann hatte ich mich auch immer mehr sozial isoliert und dachte, ich müsste die „Last der Familie und der ganzen Welt“ auf meinen Schultern tragen…und landete in einer Psychosomatischen Klinik, in der ich auch Al-Anon fand.

Ich habe mühsam gelernt, die Realität wahrzunehmen und mir bestmöglich nichts mehr vorzumachen. Das funktioniert nur, wenn ich „etwas tue“, Verantwortung für mein Leben übernehme und wachsam bleibe. Heute weiß ich, auch wenn z.B. kein Meetingsbesuch möglich ist, kann ich ein Online-Meeting besuchen, in unserer Literatur, auf der Al-Anon Internetseite und im Blog lesen, oder jemanden anrufen. Heute weiß ich: Ich bleibe anfällig, gerade in Krisenzeiten, mich sofort zu „Kümmern“. Gestern habe ich mich doch wieder seelisch verausgabt, mich zu viel um andere gesorgt und war am Abend völlig erschöpft.

Heute nehme ich es wahr, kann mir ein „Stopp!“ setzen. In unserer Literatur – „Nur einen Tag nach dem anderen“ – fand ich genau den passenden Text: Gut zu mir selbst sein. Meine Kraftreserven erst mal auffüllen, nicht ständig im Kontakt oder Hilfetelefon sein, das überfordert mich, für ausreichend Schlaf sorgen, gesund essen, einen kleinen Spaziergang machen oder einen Moment einfach „nur“ auf dem Balkon zu sitzen …erleben, der Frühling ist da. Die Freude im Zwitschern der Vögel ist nicht zu überhören…und in der Tiefe nehme ich mein gewachsenes Vertrauen zu einer Höheren Macht, wie ich sie verstehe, wahr. Ich habe gelernt, sie um Hilfe zu bitten… und finde in diesem Buch: „Ich bitte um Hilfe, meine Verantwortung mir selbst gegenüber erfüllen zu können; nur dann kann ich anderen helfen“.
Danke Euch allen in dieser wunderbaren weltweiten Al-Anon Gemeinschaft!
Eine Angehörige

3 Kommentare

  1. silke schrieb:

    Danke für diesen tröstenden Beitrag. Wenn ich etwas tue, tut sich was für mich, das gilt auch für die jetzigen Herausforderungen. Manchmal beschränkt sich dieses Tun auf ein bewusstes Dasitzen und Lauschen. Das ist die Zeit für meine spirituelle Erdung und die Basis, eine tiefe Dankbarkeit für mein heutiges Leben zu spüren.

    Montag, 4. Mai 2020 um 08 | Permalink
  2. Anna schrieb:

    Auch ich kenne dieses Kümmern und muss of „Stopp“ zu mir sagen! Danke für den erneuten Anstoß dazu.

    Dienstag, 26. Mai 2020 um 21 | Permalink
  3. Monika schrieb:

    Perfekt geschrieben! Ja genau, ich gehe zwar schon sehr lange zu Al-Anon muss aber immer aufpassen, wenn Menschen kommen, die meine Knöpfchen drücken können! Danke für den tollen Beitrag! Eine Kümmerkranke!

    Donnerstag, 16. Juli 2020 um 21 | Permalink
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