
Nur das ändert bei mir nichts. Ich merke, dieser Charakterzug bringt mich nicht weiter. Er macht mich mürbe, stört meinen alltäglichen Ablauf und… die Ergebnisse sind nicht so, wie ICH sie mir vorgestellt habe. Also habe ich mich mal wieder gründlicher mit dieser Eigenschaft auseinandergesetzt und kam zu der Erkenntnis, mein Wille gehört nach dem Verständnis des Dritten Schrittes mehr der Sorge meiner Höheren Macht anvertraut. Sie weiß viel besser als ich, wie und vor allen Dingen, wann was dran ist, gelöst zu werden.
Mir kam noch ein anderer Gedanke. Ich möchte schon im Voraus eine Garantie, dass alles so wird, wie ich mir das vorstelle – Perfektionismus/Ichbezogenheit -. Das hielt mich früher davon ab, etwas Neues auszuprobieren. Das Zeigen von Ungeduld in meinem Fall mit Wutausbrüchen wurde in meiner Herkunftsfamilie immer mit Missbilligung belegt. Es gab keine Unterstützung bei der nervenden Herausforderung, sondern stets den Hinweis, man solle nicht so ungeduldig sein, irgendwann werde es schon klappen. Als Kind war dieses „Irgendwann“ einfach zu groß und nicht hilfreich.
In der Ehe mit dem Alkoholiker war ich sehr ungeduldig, denn er hatte mir ja versprochen, mit mir würde er endlich aufhören können zu trinken. Auch hier gab es niemand, der mich in die Realität begleitete, dass nicht ICH die Lösung des Problems sein kann, sosehr ich mich auch aufrege oder anstrenge.
Nach dem Einstieg in das Al-Anon Programm war ich gewillt, mich diesem Charakterzug zu stellen, da sich die Auswirkungen im Vergleich zu meiner Kindheit nicht sehr geändert hatten. Ich rastete immer noch aus, wenn etwas nicht so lief, wie ICH es wollte. Ich wurde ungerecht, den anderen gegenüber. Und sobald es die Geduld mit mir betraf, flüchtete ich mich in Resignation. – Ich kann das eh nicht, das wird nie was. Warum soll ich mich überhaupt so intensiv damit beschäftigen? – Statt in mich zu hören, was sind denn meine Stärken, versuchte ich starrköpfig meine Grenzen weit zu überschreiten und war vom Ergebnis frustriert.