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Fortschritt statt Perfektion

Foto einer Blüte mit BieneDer Spruch „Fortschritt statt Perfektion“ hilft mir, mich ein bisschen mehr zu entspannen. Es ist okay, kleine Schritt zu gehen. Für mich ist es schon ein Fortschritt, dass ich erkannt habe, dass mein Selbstbewusstsein ziemlich im Keller ist und auch, dass es mir nun gelingt, mir das einzugestehen.
Ich dachte immer mein Wert sei davon abhängig, was ich leiste oder davon, wie gut ich helfe. Ich merke, dass ich Lob manchmal ganz schlecht annehmen kann, weil es gar nicht mit dem Bild, was ich selbst von mir habe übereinstimmt. Ich bin manchmal sehr kritisch zu mir und sage mir immer eher “Das hast du jetzt aber nicht so gut gemacht“, „Das war jetzt aber schlecht von dir“. Es tut mir weh, diese innere Stimme zu hören, aber dennoch bin ich froh, dass ich diese Stimme jetzt wahrnehmen kann. Denn Probleme können ja erst gelöst werden, wenn ich sie wahrnehme. Ich möchte nicht mehr verleugnen.
Ich dachte lange Zeit, mein Selbstwertgefühl ist von der Anerkennung der anderen abhängig, aber jetzt sehe ich, dass es auf diesem Weg nicht funktioniert. Ich werde nicht glücklich, wenn ich auf die Bestätigung und das „okay“ von außen warte. Ich darf mir selbst erlauben glücklich zu sein, und das auch unabhängig davon, wie es meinen Mitmenschen geht.
Eigentlich habe ich immer gedacht: wenn die anderen sich endlich mal ändern würden und Verantwortung für ihre Sucht übernehmen würden, dann hätte ich diese Verantwortung ja nicht mehr und dann wäre vieles viel leichter. Jetzt sehe ich, dass nicht die anderen sich ändern müssen, sondern ich selbst. Ich möchte aufhören, diese Verantwortung tragen zu wollen. Sie machte mich kaputt und führte dazu, dass ich mein Leben nicht mehr meistern konnte.
Ich habe gesehen, dass das Streben nach Perfektion in meinem Leben oft Stillstand bedeutete: Bevor ich etwas verkehrt mache, mache ich lieber gar nichts. Bevor ich etwas Falsches sage, sage ich lieber gar nichts. Al-Anon zeigt mir, dass es darum geht, die kleinen Schritte zu feiern. Ich erlaube mir selbst, den Tag zu genießen und zufrieden mit mir zu sein. Heute bin ich gut genug: wertvoll, einzigartig und unperfekt.
Sophia, eine Al-Anon

2 Kommentare

  1. Silke schrieb:

    Danke Sophia für den Begriff „unperfekt“. Wir sind nicht perfekt…., steht in unserem empfohlenen Abschluss für das Meeting. Lesen ist einfach, das ins tägliche Lebenmeistern einzubauen, ist eine große Herausforderung. Es verlangt keiner von mir. Nur ich setze mich unter Druck, um diesen Zustand zu erreichen. Was eine Zeitverschwendung, Silke

    Sonntag, 22. Juli 2018 um 10 | Permalink
  2. Bärbel schrieb:

    Liebe Freunde,

    mit dem Anerkennen, dass ich nicht perfekt bin, fällt vieles so viel leichter. Ich hatte Angst, ins erste Al-Anon Meeting zu gehen. Was würde mich erwarten, würden die Freunde im Meeting nicht gleich erkennen, wie „falsch“ ich bin? Daneben mein Hochmut, wen ich dort in den Meetings wohl treffen würde.
    Jetzt habe ich begriffen, dass das erste Meeting der Anfang einer langen Reise zu mir selbst war. Ich habe wunderbare Menschen getroffen, die mir durch ihre Beiträge geholfen haben, mehr Verständnis für mich und andere zu haben. Fortschritt – nicht Perfektion, daran orientiere ich mich jetzt. Ich danke Euch, meiner Höheren Macht und dem Programm.
    Bärbel

    Donnerstag, 8. November 2018 um 20 | Permalink
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