
Mein Sohn, mein einziges Kind, den ich mehr als sonst irgend jemanden liebte, wurde verhaftet. Er verbrachte die Nacht im Gefängnis und hatte mehr Ärger, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Ich hätte niemals gedacht, dass mein Kind, das ich durch das College gebracht und für das ich viele Stunden nachts gewacht und mir eine verheißungsvolle Zukunft vorgestellt hatte, sich jemals in solch einer Situation befinden würde.
Doch alles änderte sich, als die Familie von seiner Abhängigkeit erfuhr. Seit diesem Moment nahm ich beständig an Meetings teil, manchmal viermal pro Woche. Ich nahm mir eine Sponsorin, leitete und teilte in Meetings und meldete mich als Sprecherin eines Al-Anon Meetings in einem Frauengefängnis. Die Zukunft meines Sohnes war auch meine Zukunft. Ich redete mir ein, dass meine Anstrengungen für die Genesung für uns beide seien. Tief in mir nahm ich an, dass meine Genesung letztendlich auch seine Genesung garantieren würde. In meinem Herzen glaubte ich daran, dass die Liebe, die wir in unseren Programmen Al-Anon und A.A. teilten, das Rettungsboot wäre, welches er zu seiner Genesung bräuchte. Ich war seine Mutter. Ich konnte es möglich machen.
Voller Energie tauchte ich in das Al-Anon Programm ein und gleichzeitig machte mein Sohn in A.A. Fortschritte. Nach elf Monaten fortschreitender Genesung waren wir in Vorfreude auf sein erstes Jahr der Trockenheit – dann hatte er einen Rückfall. Das albtraumhafte Szenario mit seiner Inhaftierung und verordneten Sozialstrafe verursachte eine überwältigende Angst und Furcht in mir.
All das brachte die Gefühle des Schreckens und der Panik zurück, in denen ich lebte als ich das erste Mal zu Al-Anon kam. Jetzt, Wochen nach seiner Inhaftierung, erwachte ich nachts um drei Uhr, griff nach dem Buch „Mut zur Veränderung“ ( Best.Nr. 109), schlug wahllos eine Seite auf und las „Du kannst nicht das Leben für jemand anderen leben“. Das war es, was ich brauchte.
Auch wenn es mich noch so herausforderte – ich musste aufhören sein Leben zu leben und mich auf mich selbst konzentrieren. Ich musste das Leben, dass er sich schuf, loslassen und mein eigenes umarmen.
Am nächsten Tag ging ich in ein Al-Anon Meeting. Das Thema war „Lass es mit mir beginnen“ – noch mehr Bestätigung. Im Meeting teilte ich meine Erfahrung, dass ich das Buch „Mut zur Veränderung“ wahllos aufgeschlagen und dort die Worte „Du kannst nicht das Leben für jemand anderen leben“ gelesen hatte. Ich begann nun zu verstehen, dass ich mich für meine Gelassenheit jeden Tag auf mich und meine Genesung konzentrieren musste – und auf „Lass es mit mir beginnen“.
Ruth H., Pennsylvania
Übersetzung und Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Ausgabe Juni 2015, Al-Anon Family Group Headquarters Inc. , Virginia Beach, VA