
Ich hatte gerade ein Telefongespräch mit meinem alkoholkranken Sohn beendet, da ihn ein Kommentar von mir in Rage versetzt hatte. Ich war verwirrt und entschied mit Hilfe meiner Al-Anon Hilfsmittel, dass es das Beste war, sich nicht einzumischen. Natürlich weiß ich, dass ich mich nicht an schädlichem Verhalten beteiligen muss. Doch nachdem wir aufgelegt hatten, erhielt ich Dutzende von SMS und Telefonanrufen von ihm, und ich entschied mich schließlich, mein Telefon stumm zu schalten.
Als ich wieder aus dem Fenster schaute, wurde ich von meiner Höheren Macht daran erinnert, dass ein Gebet, ein Al-Anon Meeting und Literatur mich daran erinnern können, dass unter dem Schnee und dem Dreck Blumenknospen sind, die bald mit leuchtenden Farben durchbrechen werden.
„Auch das wird vorbeigehen.“
Ich kann darauf vertrauen, dass grünes Gras, Blätter und bunte Blüten kommen werden.
Früher am Morgen hatte ich an einem elektronischen Al-Anon Meeting teilgenommen. Jemand las die Seite 85 aus dem Buch „Mut zur Veränderung“, die mir eine gesündere Perspektive auf das Telefonat mit meinem Sohn gab. Es machte mir klar, wem gegenüber ich verantwortlich bin und wofür ich verantwortlich bin (mir selbst) und wer und was ich nicht bin (mein alkoholkranker Sohn). Diese eine Seite war voller Wahrheiten und fruchtbarer Weisheit, die mich inmitten der Verrücktheit meines geliebten Sohnes aufmunterte.
Ich bin Al-Anon dankbar dafür, dass es mir die Perspektive gegeben hat, ein helleres buntes Licht für mein Leben zu sehen. Heute werde ich dort blühen, wo ich gepflanzt wurde, wissend, dass ich in Al-Anon Hilfe und Hoffnung finde.
Joan K. Illinois
Übersetzung und Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Al-Anon Family Group Headquaters, Inc, Virginia Beach, VA, Ausgabe Februar 2022
Ein Kommentar
ich kann Dich total verstehen liebe(r) Joan. Wir sind seit Oktober von diesem Problem unserer erwachsenen Tochter überrumpelt worden – kein Mensch dachte und spürte, dass sie in eine stoffliche Abhängigkeit rutscht. Im Nachhinein verstehe ich, weil sie sich rar machte, oft nicht präsent war usw. Jetzt habe ich mich mit Al-Anon beschäftigt, war auch schon in einer Gruppe, habe mir Lektüre besorgt und hatte einen Telefontermin mit der Diakonie Suchtberatung. Es gibt zum Glück viele Hilfen für uns Angehörige und dafür bin ich – so wie Du – unglaublich dankbar. Manchmal ist Kopfkino und dann gehe ich wieder ins Vertrauen. Ich kann sie nicht heilen, nicht kontrollieren, ich kann sie „ausschließlich“ lieben. Ich will mich aber auch schützen und abgrenzen, mich nicht einmischen. Herzliche Grüße an dich und weiterhin Mut und Kraft – es gibt Wunder – manchmal muss man ganz nach unten, damit eine Veränderung passiert. Das auszuhalten ist unglaublich schwer für uns.
Lieben Gruß aus Franken v. Ursula
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