Zurüruck zum Inhalt

Die Wege der Genesung

Foto mit 2 VerkehrsschildernAuf dem Heimweg vom Urlaub sah ich am Flughafen diese Verkehrszeichen und war an meinen Weg in Al-Anon erinnert. Warum?
Fußgängerüberweg = Hier kann es Hilfe geben!
Achtung Fußgänger = Vorsicht, hier gibt es etwas, das Dein Leben verändert!
Weit hergeholt? Für mich nicht, denn ich wollte bei meinem ersten Meetingbesuch mein neu gewonnenes Leben endlich von den Spuren des Alkoholismus befreien. Ich fand schon am ersten Abend sehr viele Übereinstimmungen bei den Geschichten der Teilnehmer. Ich war nicht mehr allein, mit dem Geheimnis der Familienkrankheit, mit meinem Drang alles selber zu regeln, die Hilfe von anderen skeptisch erst einmal abzulehnen, meinem ständigen Gefühl von Überforderung und so fort.
Hier war mein geschützter Raum, wo ich über die Straße auf eine gesündere Seite wechseln konnte. Das war mit Arbeit verbunden und ich musste es selber machen. Daher auch ein Bezug zu dem zweiten Bild. Durch die Programmarbeit veränderte sich mein Leben und ich veränderte mich erkennbar.

Du bist so konsequent! Ja, die Konsequenz hatte ich in der Zeit mit dem Alkoholiker ausgeblendet. Nur immer schön alles in Ordnung halten, keine Auseinandersetzungen, besser nicht nachfragen oder erinnern …
Du sagst ständig NEIN! Auch das war ein harter Lernprozess, denn es allen immer recht zu machen, passte gut in meinen nicht mehr gesunden Lebensstil.
Der Abschied von „Freunden“, die in der Vergangenheit die eine oder andere Hilfestellung waren. War das wirklich so? Oder taten sie es nur, weil sie dadurch ihre eigene Geschichte nicht anschauen mussten und ich damit ein Teil ihres Chaos wurde. Erkennen der Realität.
Letztendlich die Abschottung gegenüber Familienmitgliedern, die meine Grenzen ständig übertraten. Mich als Seelenmülleimer benutzten, da das in einer Familie doch so sein muss. Und die Trennung von Familienmenschen, die mir ständig Schuldgefühle aufdrücken wollten, weil das für sie die einfachere Lösung war.
Die Reaktionen auf all die Veränderungen waren bei mir tatsächlich manchmal so wie: Vorsicht, was geschieht hier! Haben diejenigen, die deine Veränderung so rückmelden, vielleicht doch Recht und du bist nicht mehr du selbst?
Durch die vielen Jahre in der Gemeinschaft und das fortschreitende Lebensalter bin ich sehr froh über diese Entwicklung. Es ist eine Weiterentwicklung von dem Zeitpunkt an, als ich in die alkoholkranke Welt eingestiegen bin. Ich war damals siebzehn und der festen Überzeugung, den geliebten Menschen an meiner Seite vom Alkoholismus zu befreien. Den Irrtum durfte ich mit der angebotenen Hilfe der Gruppen (Fußgängerüberweg) und der Gewissheit, dass ich mich nicht vor Al-Anon fürchten muss (Achtung Fußgänger), auflösen.

Ich danke allen, die daran beteiligt sind.
Anonym

2 Kommentare

  1. Heike schrieb:

    Danke für diesen Wege – Text! Und welch Geschenk, ein Mitglied hatte ihn diese Woche als Thema mit ins Meeting gebracht und auch zwei Neue fanden darin Trost und Hoffnung.
    Ich muss gerade wieder daran denken, dass ich diese ganzen ungesunden Verhaltensweisen beim Aufwachsen in alkoholkranker Familie jahrelang ertragen habe und mich selbst lange Zeit, bevor ich zu Al-Anon fand, auch genau so verhalten habe. Besonders schmerzlich war die Erkenntnis im Bezug zu meinen beiden Kindern. Besonders bei einem, heute erwachsenen Kind, sind die Auswirkungen meiner jahrelangen Kümmerkrankheit mit „Ich rette dich“ oder „Ich weiß, was für dich gut ist“ unübersehbar. Manchmal gerate ich noch in Versuchung, mich übergiffig zu verhalten. Doch es gelingt mir heute schon oft, z.B. meine Sponsorin anzurufen oder in unserer Literatur zu lesen … und mich dann ganz besonders um mein Leben und meine Entwickung zu kümmern … und es dem Nachwuchs zuzutrauen, die eigenen Wege in Würde zu gehen. Einfach ist es nicht, doch bin ich heute nicht mehr alleine unterwegs. Dankbar für das Programm und uns alle.

    Freitag, 5. April 2024 um 12 | Permalink
  2. Silke schrieb:

    Am Anfang meiner Al-Anon Zeit hat ein Mitglied häufig erzählt, dass sie Worte wie: wenn, dann; ja, aber oder eigentlich … aus ihrem Wortschatz gestrichen hat. Sie erzählte, dass die in einen Sack gehörten, der tief vergraben werden müsse. Heute kann ich ihr beipflichten. Das „neue“ Denken und konsequente Handeln ohne schlechtes Gewissen unterstützt mich im Dritten Schritt. Hilft mir, nicht nur bereit zu werden, sondern meinen Willen tatsächlich in die Hände einer Höheren Macht zu legen.

    Freitag, 19. April 2024 um 10 | Permalink

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*
Wir benutzen Cookies, um die Benutzungsfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.