
An diesem Freitagmorgen war er über 3.000 km weit weg, ohne bekannte Adresse. Ich wusste nicht, ob er lebte oder tot war. Der Schmerz der letzten Jahre verzehrte mich. Wenn ich mich doch nur sicher fühlen könnte, um meine Geschichte zu erzählen. Aber ich wusste, dass die Weitergabe meines Geheimnisses an diese Gruppe von Müttern meine Familie und mich auf inakzeptable Weise stigmatisieren würde.
Kurze Zeit nach diesem Frühstück ging ich in mein erstes Al-Anon Meeting. Ich wurde von mehreren freundlichen Gesichtern begrüßt und eingeladen, Platz zu nehmen. Als ich mich auf meinem Stuhl gesetzt hatte, sah ich eine Faltkarte auf dem Tisch vor mir, auf der stand: „Ich habe es nicht verursacht, ich kann es nicht kontrollieren und ich kann es nicht heilen.“
Als die anderen ihre Geschichten erzählten, bemerkte ich, dass es vielen ging wie mir. Ich empfand es als wohltuend, dass es keine Kritik, kein Urteil und keine Ratschläge gab; stattdessen hörten die Anwesenden einfach nur zu. Die unterschiedlichen Geschichten, die an diesem Tag erzählt wurden, gaben mir Hoffnung. Der offene und der liebevolle Austausch unter den Teilnehmern des Treffens ermöglichten es mir, die Scham loszulassen und mich nicht als Gefangene zu fühlen. Meine Scham vermittelte mir, dass jeder, der meine Geschichte kennt, mich persönlich abwertet. Die Wahrheit ist, dass ich, wenn ich meine Geschichte den Menschen in Al-Anon erzähle, die Freiheit und die Möglichkeit bekomme, meine negativen Lebensumstände zu überwinden.
Tammy B., Florida
Übersetzung und Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Al-Anon Family Group Headquaters, Inc, Virginia Beach, VA, Ausgabe Oktober 2021