
Wir wechseln die Meetings-Sprecher monatlich und in diesem Monat bin ich selber dran.
Da ich zurzeit ständig müde bin, hatte ich keine Zeit um das Meeting vorzubereiten und so habe ich einfach ein Buch aus meiner Al-Anon Sammlung genommen und habe aus dem Inhaltsverzeichnis einen Text für den Abend herausgesucht.
Den Titel könnt ihr oben lesen. Er stammt aus dem Buch „Die Herausforderung“. Ich kannte den Text selber noch nicht und so war es auch für mich eine Herausforderung, daraus den Abend zu gestalten.
Wir begannen wie üblich mit der Präambel und den Schritten und dann haben wir den kurzen Text vorgelesen. Ich habe dann eingeleitet, dass jeder versuchen sollte, seine Befindlichkeit der vergangenen Woche auf diesen Text zu beziehen.
Meine Woche hat und hatte ganz viel mit Nebel zu tun. Gerade mache ich ganz viele Dinge, die für mich noch gar nicht klar sind – Nebel. Ich soll Entscheidungen treffen, für die ich einfach noch nicht ausreichend Informationen habe – Nebel. Ich erledige Arbeiten, zu denen ich keinen Arbeitsauftrag habe und die Verantwortlichen wollen keine Entscheidung treffen – Nebel. Am Sonntag war ich bei einer Freundin, die mitten im Umzug feststeckt, hier ebenfalls ganz viel Nebel: „was müssen wir noch tun, was wird vom Nachmieter gemacht“. So vieles in meinem Umfeld ist nicht klar, so viele Menschen um mich sind nicht klar, fordern aber von mir Klarheit – Nebel.
Ich war schon einige Zeit bei Al-Anon und irgendwann begriff ich, mein Verstand war im Nebel eingehüllt – ich war mindestens so besoffen wie der Alkoholiker.
Durch Al-Anon und die Arbeit in den Schritte/Traditionen und Dienstgrundsätzen wurde mein Verstand klarer. Vor allem die Arbeit im vierten und fünften Schritt hat mir gezeigt wer ich bin und wer ich war.
Die Verantwortung für mich zu übernehmen, Vertrauen anderen Menschen gegenüber zu entwickeln und mich mit Problemen nicht mehr einzuigeln im Nebel, sondern mich zu öffnen, zuerst meinem Sponsor gegenüber und später in der Gruppe und heute gegenüber allen Menschen, ist eine tolle Erfahrung.
In dieser Woche habe ich eine Entscheidung getroffen. Früher habe ich geschwiegen und hatte fast immer sehr große Angst. Heute habe ich mich direkt an die Verantwortlichen gewandt und Ihnen offen mitgeteilt, was ich getan habe.
Mein Kopf ist dran geblieben und das tollste, die Verantwortlichen haben mit so viel Ehrlichkeit ein großes Problem, denn sie können nicht damit umgehen, wissen nicht wie sie mir begegnen sollen.
Doch das ist nicht mein Nebel.
Gestern Abend im Meeting hat der Text gut gepasst, nicht nur auf meine vergangene Woche, sondern auch auf einige Geschichten die von den anderen Teilnehmern geteilt worden sind.
Das ist meine Erfahrung, egal welchen Text ich auch nehme, bei Al-Anon passt er irgendwie immer.
Nehmt was ihr gebrauchen könnt und lasst den Rest beiseite.
Gute 24 h
Franziska
(Das Buch „Die Herausforderung“ wurde inzwischen durch das Buch „So wirkt Al-Anon“ abgelöst)
“So wirkt Al-Anon “ (Bestell-Nr. 105 )
Al-Anon Familiengruppen – Zentrales Dienstbüro
Emilienstraße 4 – D – 45128 Essen
Tel. : 0201 / 77 30 07 – www.al-anon.de
2 Kommentare
Liebe Franziska,
danke für diesen Beitrag. Mich hat er angeregt, dieses Thema in unser kommendes Meetig zu tragen. Auch ich finde es ganz wichtig, die Verantwortung für mich zu übernehmen, Vertrauen anderen Menschen gegenüber zu entwickeln und mich mit Problemen nicht mehr einzuigeln. Nebel – ein gefährlicher Zustand, aber ein sehr ergiebiges Thema.
Nochmals danke und gute 24 Stunden
Hubert
Meine Lieben!
An Nebel habe ich noch nicht gedacht, wenn ich meine Probleme sah. Diese Metapher finde ich klasse – ich kann etwas tun, um den Nebel zu durchbrechen.
Nebel bei anderen zu sehen, bedeutet für mich nicht, sie herausholen zu müssen. Sie können einen eigenen Weg heraus finden und ich bin nicht verantwortlich.
Ich hätte nicht gedacht, wie klar ich durch diesen Beitrag den Nebel sehe – kleine und größere Nebelwolken, die ich ganz nach meiner Verfassung beiseite schieben oder auflösen kann. Werkzeuge habe ich dank Al-Anon!!! Dank und Gruß von Undine