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Aus dem Tagebuch einer Angehörigen – Teil 4

Foto von einem Strand mit RegenbogenUnd noch einmal bin ich umgezogen – in eine größere Wohnung, damit jedes Kind sein eigenes Zimmer hat. Beim Umzug geholfen haben wieder nur die Anderen: der Schwager und dessen Freunde. Dafür bin ich sehr dankbar.
Aber die Wohnung ist teurer und ich muss jetzt voll arbeiten. Habe also noch weniger Zeit für die Kinder, und das Alkoholproblem spitzt sich weiter zu.

Vergangene Woche war es mal wieder ganz schlimm, ich wusste nicht mehr ein noch aus und habe inzwischen auch Angst um die Kinder. Wenn ich mal nicht da bin, z.B. weil ich länger arbeiten muss, versucht er jetzt auch, sie zu tyrannisieren und will von ihnen aus der Kneipe geholt werden. Was würde passieren, wenn mir mal etwas
zustößt und ich ins Krankenhaus muss?

Weil ich nicht mehr weiter weiß, habe ich inzwischen bei A.A. angerufen und man hat mir die Adresse von einem Meeting für Angehörige von Alkoholikern gegeben – ganz hier in der Nähe.
Aber ich habe noch nicht den Mut gefunden, da hin zu gehen. Habe mir allerdings Al-Anon Literatur besorgt und lese sonderbare Dinge, z.B. etwas über “Loslassen“. Das mit dem „Loslassen“ hab ich ja schon versucht, indem ich mich scheiden ließ – hat aber nicht viel genutzt. Also, was mache ich falsch?
Meine Älteste (inzwischen 16) besteht darauf, dass ich mal in dieses Meeting gehe. Sie hat mir angeboten, mich zu begleitet, damit ich nicht wieder einen Rückzieher mache. Letzten Montag waren wir zusammen dort. Wir kamen in einen kleinen Raum, in dem einige fröhliche Frauen saßen und lachten. Ich dachte: „Hier bin ich falsch, die können nicht meine Probleme haben!“ Denn mir war das Lachen schon lange vergangen.
Ich wurde freundlich begrüßt, und dann fand zunächst ein Rundgespräch statt. Als ich an der Reihe war, etwas zu sagen, hatte ich Herzklopfen bis zum Hals und habe kaum etwas rausbekommen.
Zwei wichtige Dinge habe ich aber an diesem ersten Abend gehört: zum einen, dass ich keine Schuld habe an dem Alkoholismus meines Mannes und zum anderen, dass ich es nicht verhindern kann – egal was ich tue. Das heißt auf der anderen Seite, dass mir hier auch nicht gesagt wird, wie ich meinen Mann „trocken legen kann“ (aber genau das hatte ich erhofft).

Man sagte mir, dass ich wieder kommen soll – nicht um seinetwillen , sondern weil ich für mich selbst was tun muss, und das „eine veränderte Einstellung die Genesung fördern kann“. (Wessen Genesung?)
Aber zumindest habe ich jetzt wieder Hoffnung.
Fortsetzung folgt…

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