
Ja, in der Kindheit war es oft das Mittel unserer Eltern uns mit Lockangeboten zu irgendwelchen Aktionen zu bewegen. Oft blieb der in Aussicht gestellte Köder weiterhin unerreicht und wurde mit neuen „Wenns“ verschoben. Frust war da vorprogrammiert und irgendwann auch keine Hoffnung mehr vorhanden, dass es tatsächlich eine Belohnung gab.
In der Ehe mit dem Alkoholiker war ich diejenige, die dieses – wenn dann Spiel – spielte. Ich glaubte mir selbst: wenn Ereignisse in unserem Leben eintreten würden, dann würde mein Mann aufhören zu trinken. Meine Gebete, eher meine Forderungen, hießen: wenn Du ihn trocken machst, dann kann ich endlich glücklich sein. Bedingungen für eine Belohnung. Auch in diesem Zusammenhang hat es nichts bewirkt, außer Frust.
Letztendlich noch die Steigerung als Drohung: Wenn du nicht aufhörst zu trinken, dann bin ich weg. Auch das nutzte sich ab, denn ich konnte nicht gehen. Warum auch immer. Es sollte bis zu meinem Tiefpunkt eine hohle Phrase bleiben.
In einem meiner ersten Meetings hörte ich, dass die Worte – wenn – dann; ja – aber und jede Form von Androhung irgendwelcher Konsequenzen ohne eine Umsetzung, am besten über Bord geworfen gehören. Gar nicht so einfach, da diese Worte mich ja bis dahin immer begleitet hatten.
Das Eintauchen in die Programmarbeit zeigte mir, dass diese Phasen nicht zu einem Genesungsweg gehören. Zu lernen, dass das Ergebnis nur Frust bedeutet, wenn ich etwas von jemandem erwarte, in dem ich ihm etwas Positives in Aussicht stelle. Es geht darum, meine Einstellung zu ändern und meinen Standpunkt darzulegen, unabhängig von meinem Gegenüber. Bin ich mir nicht klar über mein Motiv oder nicht sicher, ob ich den angestrebten Weg jetzt wirklich gehen kann, muss ich auf den richtigen Zeitpunkt warten. Keine Bedingungen, keine Drohungen ändern das
Miteinander. Die Bereitschaft die Dinge anzuschauen und in Ordnung kommen zu lassen, sind im Programm mit dem Wort „vorbehaltlos“ verbunden. Das ist der Schlüssel für mich. So lange ich Vorbehalte habe, hat die angestrebte Aktion immer eine Hintertür, durch die ich in altes Verhalten zurückfallen kann. Das heißt jedoch auch, dass ich unangenehme Reaktionen auf mein Verhalten in Kauf nehmen muss, sobald ich diese Hintertür verschließe. Ich muss erwachsen werden. Für mich war das irgendwann ein positives Erleben, ich darf erwachsen sein. Der Lernprozess war lang und auch nicht immer einfach. Ich bin auch nicht davor gefeit, dass die alten Muster wieder durchscheinen. Das ist jedoch kein Problem, denn ich habe meine Werkzeuge. Die Gruppe, die Al-Anon Literatur, meine Al-Anon Freunde, meine Sponsorin.
Heute kann ich das – wenn dann – ganz anders benutzen. Gesund und wohlbedacht höre ich in mich hinein. Wenn ich müde bin, dann ruhe ich mich aus. Wenn mich etwas stört im Umgang mit Familie oder Freunden, dann spreche ich darüber. Wenn ich Lust habe irgendetwas zu tun oder auch nicht, dann darf ich es tun oder lassen. Egal, was im Moment vielleicht Wichtiges ansteht. Vorbehaltlos benutzt, sind diese beiden Wörter eine Quelle der Freude und Entspannung.
Eine Al-Anon
Ein Kommentar
Hallo und Danke !
Das „wenn-dann“ habe ich so ähnlich auch erlebt. Jedoch das, was Du zum Abschluss geschrieben hast, noch nie so gesehen!
Dieses neue „wenn-dann“ unterstützt mich, wenn ich in alte Verhaltensmuster zurück falle. Dann denke ich stopp: Das wendest du besser für dich selber an.