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Der Beginn meiner Reise

Foto zeigt viele FahrspurenIch besuchte mein erstes Al-Anon Meeting, als mein Mann in der Reha war. Meine Kinder waren damals sieben und fünf Jahre und das jüngste elf Monate alt. Ich war verängstigt und verwirrt. Während meiner gesamten Ehe hatten mir wohlmeinende Menschen gesagt, wenn ich das nicht gesagt oder getan hätte, hätte er vielleicht nicht trinken müssen. Ich war sehr verletzt, so sehr, dass ich körperliche Probleme hatte.
Die Entscheidung, zu einem Meeting zu gehen und es tatsächlich durchzuziehen, war also ein großer Schritt und äußerst beängstigend. Aber was ich an diesem Tisch erlebte, hatte einen nachhaltigen Einfluss auf mich und veränderte meine Denkweise für immer.
Hier war eine Gruppe von Menschen, die wussten, wie ich mich fühlte; sie hatten ein ähnliches Leben geführt, waren glücklich und normal und hatten großes Verständnis für meine Situation.
Ich saß auf meinem Stuhl, zusammengeschrumpft zu einem kleinen Ball, und hatte Angst, dass mir die Tränen kommen würden, wenn ich den Mund aufmachte. Bevor ich an diesem Tag nach Hause ging, drückte die Frau, die neben mir saß, meine Hand und sagte mir, ich solle “wieder kommen”.
Ich bin so dankbar, dass ich stark genug war, mich dazu zu zwingen, zu diesem ersten Meeting zu gehen. Es war der Beginn einer Reise, die ich bis heute fortsetze.
Von Becky L., Pennsylvania
Das Forum, November 2023 Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Al-Anon Family Group Headquarters, Inc. in Virginia Beach, VA.

Der Tiefpunkt als Geschenk zum Neuanfang

Foto: großes TreppenhausMein Mann und ich waren sowohl in der Familienberatung als auch in der spirituellen Beratung, und man sagte mir, ich solle zu Al-Anon gehen und er zu A.A. Natürlich dachte ich, es sei alles sein Problem, und wenn er nur mit dem Trinken aufhören würde, wären wir nicht in dieser Situation.
Mein Mann war bei A.A. ein und aus gegangen, und er bat mich, es einfach mit Al-Anon zu versuchen. Aber ich sagte nein. “Hör Du einfach auf zu trinken!”
Er lieh für mich von einer Nachbarin etwas Literatur zum Lesen. Ich gab sie ihr sofort zurück. Zufällig fand ich jedoch die Broschüre „Das Karussell des Leugnens“ auf dem Schreibtisch, und ich beschloss schließlich, sie mal zu lesen. Der Abschnitt über die einzelnen Rollen der Familienmitglieder, beeinträchtigt durch die Alkoholkrankheit, brachte mich aus meiner Verleugnung heraus, und der Gedanke, zu Al-Anon zu gehen, war geboren.
Kurz darauf wurde mein Mann wegen Trunkenheit am Steuer angeklagt, und er entschied sich für eine Familienberatung durch das örtliche Genesungszentrum, anstatt ins Gefängnis zu gehen. Ich hatte keine andere Wahl, als mit ihm zur Beratung zu gehen. Die Aufgabe des Beraters für uns war, dass mein Mann zu A.A. und ich zu Al-Anon gehen sollte – und an diesem Abend gab es ein Meeting. Schließlich war ich so unglücklich, dass ich endlich bereit war, das Geschenk des Tiefpunktes anzunehmen.

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Ein Ort mit Liebe, Verständnis und Umarmung

Die Entscheidung, zu Al-Anon zu gehen, fiel mir sehr schwer. Ich war schon oft an Al-Anon verwiesen worden, aber ich hatte Angst, dass andere herausfinden könnten, was in unserer Familie vor sich ging. Ich schämte mich, es war mir peinlich und ich hatte große Angst.
Bei dem ersten Meeting, zu dem mein Mann und ich gemeinsam gingen, war nur eine Person anwesend. Sie war wunderbar und tröstete meinen Mann und mich, aber sie hatte keine Erfahrung damit, Vater oder Mutter eines Alkoholikers zu sein. Sie versicherte uns, dass wir, wenn wir immer wieder kämen und verschiedene Meetings ausprobierten, eines finden würden, das für uns geeignet sei.
Es dauerte ein paar Versuche, aber schließlich fand ich es. Als das Meeting begann, konnte ich meine Gefühle kaum zurückhalten. Nach der Begrüßung hörte ich den Ersten Schritt: “Wir haben zugegeben, dass wir Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern konnten”, ich begann zu schluchzen. Ich wusste, dass mein Leben nicht mehr zu managen war. Ich schluchzte das ganze Treffen hindurch, und danach umarmten mich all diese wunderbaren Mitglieder und hielten meine Hände.

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Genug war genug

Viele Jahre lang schlugen meine Mutter und andere Familienmitglieder mir vor, zu Al-Anon zu gehen. Ich hatte bereits meinen mittleren Sohn bei einem Unfall unter Alkoholeinfluss verloren, und mein dritter Sohn war ebenfalls alkohol- und drogenabhängig und hatte einen Hirnschaden von einer Überdosis Drogen.
Sein Leben war außer Kontrolle geraten, und meins auch. Entweder würde ich ausziehen oder er, also sagte ich ihm zum zweiten Mal nach einer besonders schlimmen Situation, er solle gehen.
Das war vor Jahren, und er ist immer noch in der Reha, trinkt weiterhin und ist derzeit obdachlos.
In der Zwischenzeit schlugen die Leute immer wieder Al-Anon vor, aber ich wehrte mich dagegen. Ich hielt es lange für egoistisch, mich um mich selbst zu kümmern, wenn jemand, den ich liebte, so sehr Hilfe brauchte. Schließlich, nach einem weiteren seiner häufigen Rückfälle, machte etwas in mir klick. Ich hatte Angst, dass ich es diesmal nicht schaffen würde, aus meiner selbst auferlegten Dunkelheit herauszukommen, und beschloss, dass es genug war.
Ich fuhr selbst zu meinem ersten Al-Anon Meeting und saß auf dem Parkplatz und versuchte, den Mut aufzubringen, hineinzugehen. Sollte ich oder sollte ich nicht? Schließlich öffnete ich die Autotür. Ich beschloss, meinen Körper hineingehen zu lassen, und hoffte, dass mein Geist mir folgen würde. Das tat er.
Was ich dort vorfand, waren Menschen wie ich, deren Leben durch den Alkoholkonsum eines anderen beeinträchtigt worden war, Menschen, die den Mut hatten, sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchten, und etwas dagegen unternahmen. …weiterlesen …

Der Schritt vor den Schritten

Ich bin mindestens zwanzig Jahren bei Al-Anon ein- und ausgegangen. Mein Muster war folgendes: Sobald es eine Krise mit einem der Alkoholiker in meinem Leben gab, ging ich zu einem Meeting. Immer in der Hoffnung, neue Taktiken für den Umgang mit den Problemen des Alkoholikers zu finden.
Sobald sich die Krise beruhigt hatte, fand ich Ausreden, um nicht mehr hinzugehen Dann begann der Kreislauf von vorne.
Manche Mitglieder sprachen vom Schritt Null, was ich wohl nicht verstanden hatte. Sie bezeichneten ihn mit dem Slogan: „Komm wieder, es funktioniert“.
Aus welchem Grund auch immer, dieses Mal fühlt es sich anders an. Ich habe endlich begriffen, dass das Programm darauf ausgerichtet ist, mir zu helfen, mein Verhalten und meine Reaktionen zu ändern. Vielleicht hat mir meine Höhere Macht endlich „die Weisheit gegeben, das Eine vom Anderen zu unterscheiden“, und zwar zwischen dem, was unter meiner Kontrolle steht, und dem, was nicht dazu gehört.
Eines ist jedoch sicher: Ich kann erkennen, dass meine Definition von „Liebe“ mit vielen Bedingungen verbunden war. Die Alkoholikerin, um die ich mich in dieser Phase meines Lebens hauptsächlich sorge, ist meine erwachsene Tochter. Den größten Teil ihres erwachsenen Lebens habe ich damit verbracht, sie anzuflehen, zu bedrohen und zu manipulieren. Ich wollte sie dazu zu bringen, zuzuhören und sich an die Lösungen zu halten, die ich für ihr Leben hatte. …weiterlesen …

Auf die Alkoholkrankheit antworten

Foto einer blauen BlüteEs war hart für mich, Alkoholismus als Krankheit anzuerkennen. In meinem Inneren spüre ich, dass diese Tatsache wahr ist, aber oftmals habe ich meine Schwierigkeiten, das mit meinem Verstand fassen zu können.
Der am schwersten zu akzeptierende Teil ist der, dass Alkoholismus die Triebfeder für Verhalten ist. Ich verstehe die biochemischen Veränderungen des Gehirns und den damit einhergehenden Kontrollverlust der betroffenen Person. Und dennoch habe ich das Verhalten immer als Teil des freien Willens betrachtet – dass eine Person die Wahl hat, zu lügen, zu stehlen, gewalttätig zu werden und all das weitere Verhalten, das es so furchtbar schwer macht, Alkoholismus zu ertragen.
Aber durch Al-Anon und Therapie habe ich verstehen gelernt, dass dieses Verhalten aus der Krankheit Alkoholismus entsteht. All die fürchterlichen Verhaltensweisen, die mich bis ins tiefste Innere verängstigt haben, kommen vom Alkohol.
Ich sehe Menschen in den Meetings verständnisvoll nicken, wenn jemand von diesem Verhalten spricht, und das berührt mich jedes Mal tief. Es scheint, als gäbe es ein Drehbuch, dem Alkoholkranke folgen. Das muss Alkoholismus sein – denn welche anderen Erklärungen kann es geben bei all den Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen derjenigen, die ihre Erfahrungen teilen, ohne sich zu kennen? …weiterlesen …

Der Sorgenschrank ist zu

Foto verwilderter StegBei Al-Anon habe ich gelernt, dass ich mir keine Sorgen auf Vorrat machen soll, da es eh meist anders kommt, als ich es mir in meinem Kopf zurecht gedacht habe.
Die letzte Woche hat mir gezeigt, dass ich gut daran getan habe, mich in kritischen Situationen meiner Höheren Macht anzuvertrauen. Auch die Bereitschaft zu haben, vorbehaltlos Ihren Plan anzunehmen. Die alten Regungen, mit aufwühlenden Ereignissen umzugehen oder mich mit Sorgen zu belasten, deren Lösungen nicht durch mich beeinflusst werden können, sind leider immer wieder oder immer noch vorhanden. Nur habe ich heute die Werkzeuge, mit anders damit auseinander zu setzen.
Konkret ging es um Krankheitsfälle in der Familie und im Freundeskreis, die es schafften, das Gedankenkarussell in Gang zu bringen. Zum Glück war da blitzschnell der zweite Gedanke: ‚was kann ich tun, um die Situation zu ändern?‘ Antwort: NICHTS, außer meine Höhere Macht zu bitten, das Karussell zu stoppen. Meine Sorgen abzugeben und mich auf die Realität, das Hier und Jetzt zu besinnen. …weiterlesen …

Genesung ist möglich

Foto einer BlüteZu lernen für mich selbst zu sorgen war zu Anfang meiner Zeit in Al-Anon nicht einfach. In den ersten Meetings habe ich viel geweint. Ich war körperlich schwach und mein Geist war verwirrt. Manchmal dachte ich, ein besseres Leben sei für mich nicht möglich. Ich wollte einfach aufgeben und nicht mehr existieren.
Al-Anon hatte jedoch einen wichtigen Einfluss in meinem Bemühen um Veränderung. Es dauerte vier Monate, bevor ich mich im Meeting offenbarte. Verängstigt und zitternd brach es aus mir heraus und ich konnte immer öfter sprechen. Ich fand einen Sponsor. Das war für mich die größte Hilfe, denn ich durfte mich selbst kennenlernen.
Ich lernte auch in Liebe loszulassen und mein Leben wieder neu aufzubauen. Mein Sponsor war immer, wenn ich ihn brauchte, für mich da, egal zu welcher Tageszeit. Er war liebevoll, ehrlich, fürsorglich und verurteilte mich nicht.

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Der Erste Schritt war der Schwerste

Foto Füße mit SchattenFür mich war der Erste Schritt der schwerste der Zwölf Schritte. Dieser Schritt heißt: „Wir haben zugegeben, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern konnten“.
Ich dachte, ich könne die Krankheit meines Mannes heilen, da ich das fehlende Puzzlestück zu seiner Genesung war. Dann hörte ich von Al-Anon und beschloss mir dort die letzten Erkenntnisse für eine Anweisung zur Heilung seiner Krankheit zu holen. Ich dachte, ich hätte alles versucht.

Meine letzte Münze habe ich für ihn ausgegeben, habe alles für ihn getan und alles perfekt und einfach für ihn zu machen. Selbst mit Drohungen habe ich es versucht, habe ihn angeschrien, um ihn dann mit meinem Schweigen zu bestrafen. Nichts davon hat funktioniert.
Es ist eine Qual, mit anzusehen, wie jemand, den man liebt, immer weiter trinkt und dadurch kränker wird. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm beim Sterben zusah. Was mir jedoch nicht klar war, war die Tatsache, wie krank ich selbst geworden war.
Nach den ersten Meetings wurde mir klar, dass niemand in der Lage sein würde, mir bei der Heilung meines Mannes zu helfen. Genauso wie mich niemand heilen konnte. Ich beschloss jedoch, den Versuch zu machen, mich selbst zu heilen. Ich wusste nur nicht, wie ich die Kontrolle aufgeben sollte. Jeden Morgen wachte ich auf, las die Al-Anon Literatur und versuchte mein Bestes, die Schritte zu arbeiten.

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Das Füllhorn

Foto, SonnenaufgangHeute habe ich mal wieder Al-Anon getankt, denn ich habe mich nach langer Zeit aufgemacht, an einem besonderen Meeting in einer anderen Stadt teilzunehmen.
Nach vielen Jahren in der Gemeinschaft war das Treffen wie eine Tankstelle für die Seele. Nette Begrüßung von Menschen, die ich seit langer Zeit kenne. Hier ein kurzer Plausch und da ein Eintauchen in vergangene Begebenheiten, Zeiten der gemeinsamen Dienste und teilen von Freud und Leid über lange Jahre.
So was habe ich in meiner Familie nur selten erlebt. Im Fokus standen dort nach kurzem Bla, Bla, sehr schnell die nicht anwesenden Familienmitglieder oder die Nachbarschaft oder irgendwer, der nur keinen Platz ließ für ein Eintauchen in innere Zustände oder das Öffnen für ein bisschen Zuneigung.
Heute habe ich meine Batterien aufladen können. Die Beiträge im Meeting zeigten wie immer die Vielfalt der Teilnehmer. Glück und Leid lagen dicht beisammen. Vielleicht auch deshalb, weil jeder dort ein bisschen aus dem Füllhorn unserer Gemeinschaft mitgebracht oder angenommen hat. Gefühlt plätscherte all das für uns in den Raum: die Menschen; das Thema: In Liebe Loslassen; unsere wertvolle Literatur; die Menschen, die bereit sind ihr Innerstes zu zeigen und der Trost durch diejenigen, die schon einen guten Teil des Genesungsweges gegangen sind.
Das alles hat mich heute wieder bereichert. Die schönsten Momente waren allerdings, dass auch nach den Tränen eine ganze Portion Lachen im Raum war.

Danke, kommt wieder, es funktioniert.
Eine Angehörige

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