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Die Kraft zum Loslassen

Foto von einer BrückeDas Schwierigste, was von den Angehörigen eines Alkoholikers verlangt wird, ist das Loslassen. Für Perfektionisten und Kontrollfreaks wie mich ist das fast unmöglich. Keine Mutter möchte ihr Kind im Stich lassen, wenn sie das Gefühl hat, dass ihr Kind sie am meisten braucht. Doch nichts weniger als das Loslassen würde es mir ermöglichen, ein Leben zu führen, das dem „normalen“ so nahe wie möglich kommt.

Mein Weg war herzzerreißend, weil ich fälschlicherweise glaubte, dass es meinem geliebten Kind bald besser gehen würde, wenn es nur auf meinen Rat hörte und ihn befolgte. Nach wiederholten Versuchen, meinen geliebten Menschen auf diese Weise zu „heilen“, erreichte ich schließlich das Stadium, in dem ich erkannte, dass ich tatsächlich machtlos war. Das ist eine Lektion, die ich immer wieder lerne und an die ich mich jeden Tag aufs Neue erinnern muss.

Die Geschichten, die ich in den Al-Anon Meetings höre und in der Al-Anon Literatur lese, in denen andere gelernt haben, loszulassen, geben mir die Kraft, es weiter zu versuchen. Ich muss das tun, um meines geliebten Menschen willen und um meiner selbst willen. Durch ihre Literatur und ihre Treffen ist die Al-Anon Gemeinschaft ein Rettungsanker und eine Quelle der Ermutigung für Menschen wie mich. Bestimmte Gefühle und Ängste kann man weder mit der Familie noch mit Freunden teilen, aber in den Meetings kann man darüber reden.
Danke, Al-Anon, dass du mich leitest und mir Kraft gibst, wenn ich sie am meisten brauche.

Von Alishiya

Übersetzung und Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Ausgabe September 2022, Al-Anon Family Group Headquarters Inc. , Virginia Beach, VA

Lernen zu „Leben und leben zu lassen“

Foto einer HaustürBevor ich das erste Mal zu einem Meeting fand, war ich extrem auf das Verhalten meiner alkoholkranken Frau fixiert und nicht mal ansatzweise auf mein eigenes. Ehrlich gesagt, war ich eigentlich nur auf das Verhalten aller anderen fokussiert und nicht auf meins.

Ich versuchte alle dazu zu bringen, ihr Leben so zu leben, wie ich es wollte, und dachte, ich könnte sie ändern. Trotz meiner wiederholten Versuche, mit subtiler Manipulation das Verhalten meiner Frau zu bremsen, fielen meine Worte immer ins Leere und das Verhalten wurde schlimmer – ihres und meines.

Als ich dann den Slogan „Leben und leben lassen“ hörte, war mir klar, das musste ich sofort lernen. Bald konnte ich schon einen gewissen Fortschritt an mir sehen. Es lag ohne Zweifel noch viel Arbeit vor mir, doch das ständige Beobachten und Kontrollieren wurde weniger.

Ich lernte, dass ich niemanden kontrollieren konnte, und nach einigen Meetings hörte sich allein schon der Gedanke daran lächerlich an. Es hatte bisher nie funktioniert. Also was machte mich glauben, es würde jetzt doch funktionieren? Ich arbeite dauerhaft daran, in diesem Bereich besser zu werden – in der Spur meines eigenen Lebens zu bleiben und es den anderen zu überlassen, sich um ihr eigenes zu kümmern.

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Ich möchte dahin, wo du auch bist

Foto, Schmetterling auf roten RosenMir hallen noch die Worte meines Mannes in den Ohren, dass er gerne in Ruhe mit mir sprechen würde und schlug vor, dies auf einem Spaziergang zu tun. Wir waren also eine gute Stunde zusammen laufen und da fiel ein Satz, den ich hier im Beitrag von Freunden schon oft gehört habe, den mir aber noch nie jemand gesagt hat: „Ich möchte dahin, wo du auch bist.“

Ich dachte sofort an unser Prinzip der Anziehung statt Werbung, war aber erst mal still und ließ ihn reden. Er sagte sinngemäß:
„Wie hast du deine Wutausbrüche in den Griff bekommen?

Wie hast du es geschafft zu sagen, was du zu sagen hast?

Wie spürst du, was du brauchst?

Ich merke, dass das, was ich von meinem Elternhaus kenne, nicht das ist, was ich heute in unserer Beziehung leben möchte – auch mit den Kindern, im Familien- und Paarleben. Ich weiß aber nicht, wie ich mein Verhalten ändern soll.“

Ich holte tief Luft und erzählte von mir, so wie ich es im Meeting auch mache. Ich erzählte ihm, dass ich es anders probiere, wenn mich selbst etwas an meinem Verhalten stört, und dass ich dabei Fehler mache und manchmal falle.

Irgendwann finde ich dann einen Weg für mich und manchmal findet der Weg mich, so wie heute. Ich erzählte weiter, dass ich nach wie vor in Al-Anon bin, und dass ich heute für viele Situationen, Slogans und Sätze aus unserer Literatur verinnerlicht habe, die mir dabei helfen auf meinem selbst gewählten Weg zu bleiben und mich nicht mehr so oft in den Fäden der Vergangenheit zu verheddern.

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Mit Freundlichkeit kann ich meine Tochter noch erreichen

Foto 2 SchneemännerAls mich das Leben durch die Schwangerschaft meiner alkoholkranken Tochter aus einer weiteren Kurve schleuderte, war ich besessen davon, ihr Leben in Ordnung zu bringen, bevor das Baby zur Welt kommen würde.

Um aus diesen Denkmustern auszusteigen besuche ich Al-Anon Meetings, lese konferenzgeprüfte Literatur, rede mit meinem Sponsor und bete. Zum Schluss übe ich das Loslassen in Liebe und organisiere vor der Geburt eine Babyparty für sie, die Familie und ihre Freundinnen.

Nur mit Hilfe meiner Höheren Macht und dem Al-Anon Programm kann ich meiner Tochter mit Freundlichkeit begegnen. Ihre Alkoholkrankheit hat sie so viele Jahre von der Familie getrennt.

Mittlerweile ist meine Enkelin geboren und meine Tochter trinkt weiter. Täglich bete ich für sie und ihr Kind. Dem Alkoholismus meiner Tochter und der Art ihres Mutterseins gegenüber bin ich machtlos. Mitgefühl erfüllt mein Herz wenn ich erneut sehe, wie machtlos ich bin. Meine Tochter hat so viel Wertvolles und ich versuche, mich darauf zu konzentrieren.

Ein Enkelkind zu haben bedeutet beides: Freude und die Chance, Annahme zu praktizieren.

Anonym

Übersetzung und Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von The Forum, Ausgabe Dezember 2022, Al-Anon Family Group Headquarters Inc. , Virginia Beach, VA

Trauer zulassen

Herz gelegt aus SteinenEs war eine Begebenheit, die mich sehr berührte, die ich aber erst zu Hause richtig wahrnehmen konnte. Ich beobachtete eine Mutter, die den Bauch ihrer ca. 7-jährigen Tochter behutsam und zärtlich streichelte. Etwas von Liebe, Wärme und mir Unbekanntem durchströmte mich.

Später in meiner Wohnung wurde ich plötzlich von einer tiefen Trauer überwältigt und weinte seit langem wieder. Da war nur Mangel und auch Schuld in mir. Ich hatte solche Nähe zu meiner Mutter nicht erlebt und konnte sie auch nicht an meine Kinder weitergeben. Es fiel mir schwer, den Kontakt zu meiner Höheren Macht zu spüren und nicht zu tief in Selbstmitleid zu fallen.

In Al-Anon lerne ich mühsam, überhaupt Gefühle zuzulassen. Sie gehören zu mir und sie gehen vorbei. Das alles macht mich lebendig, menschlich. In all den Jahren meines Lebens in alkoholkranker Familie war ich Gefühlen immer hilflos ausgeliefert; sollte mich um die Gefühle aller kümmern und war nicht in der Lage, meine eigenen wahrzunehmen oder von anderen zu unterscheiden. Am besten nichts spüren und alles verleugnen wurde zu einer meiner Überlebensstrategien.

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Die Farbe der Hoffnung

Foto, MorgensonneAls ich an einem kalten Februartag aus dem Fenster schaute, sah ich eine trübe und farblose Landschaft vor mir. Der Schnee flog, der Boden war weiß oder grau, kahle Bäume schaukelten schlaff im Wind.

Ich hatte gerade ein Telefongespräch mit meinem alkoholkranken Sohn beendet, da ihn ein Kommentar von mir in Rage versetzt hatte. Ich war verwirrt und entschied mit Hilfe meiner Al-Anon Hilfsmittel, dass es das Beste war, sich nicht einzumischen. Natürlich weiß ich, dass ich mich nicht an schädlichem Verhalten beteiligen muss. Doch nachdem wir aufgelegt hatten, erhielt ich Dutzende von SMS und Telefonanrufen von ihm, und ich entschied mich schließlich, mein Telefon stumm zu schalten.

Als ich wieder aus dem Fenster schaute, wurde ich von meiner Höheren Macht daran erinnert, dass ein Gebet, ein Al-Anon Meeting und Literatur mich daran erinnern können, dass unter dem Schnee und dem Dreck Blumenknospen sind, die bald mit leuchtenden Farben durchbrechen werden.

„Auch das wird vorbeigehen.“

Ich kann darauf vertrauen, dass grünes Gras, Blätter und bunte Blüten kommen werden.

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Alte Gedanken und wunderbare Werkzeuge

Foto Ich hatte mich so gefreut. Mal wieder drei Wochen Auszeit mit vollem Verwöhnprogramm genießen, wobei andere Menschen sich rund um die Uhr um meine Belange kümmern.

Meine Höhere Macht entschied sich für eine zusätzliche Ruhigstellung. Zur Halbzeit hatte ich einen Sturz, der all meine Pläne durcheinander wirbelte. Nichts mehr mit Wanderungen, Schwimmbad, Sauna und Fit werden.

Gleich kamen die alten Gedanken: Du hast nicht richtig aufgepasst, du hast dies, du hast das … Das hast du jetzt davon. Der nächste Gedanke war der Spruch über die Pläne unserer Höheren Macht: Geh‘ mir aus dem Weg, ich arbeite an deinem Leben. Zum Trost und zur Orientierung las ich in unserem Al-Anon Blog. Loslassen, Annehmen, sich selbst verzeihen und Hilfe und Trost annehmen.

Dann noch ein Blick in unsere Programmfaltkarte. Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Ja, ich nehme meine derzeitigen Einschränkungen an und gleich wird es leichter. In diesem Kärtchen steht auch: Heute will ich glücklich sein. Alte negative Gedanken sind nicht geeignet, die Wunden heilen zu lassen. Also habe ich mir vorgenommen, die kleinen Glücksmomente anzunehmen und wenn es nur der Blick auf die wunderbare Landschaft ist, die ich nun mal nicht, wie geplant, erwandern kann. Die dunklen Gedanken haben sich verzogen.

Einen Tag nach dem anderen kann ich mich leichter orientieren, kann wahrnehmen, was wieder möglich ist und wo ich meiner Höheren Macht aus dem Weg gehe, damit sie Ihre Pläne für mich verwirklichen kann. Vielleicht war heute der Plan, dass ich mich hinsetze und einfach mal einhändig einen Beitrag für unseren Blog schreibe.

Danke für die heilsamen Werkzeuge

Anonym

Liebst du mich heute?

Foto AdvebtsgesteckDas Aufwachsen in einer alkoholkranken Umgebung bedeutete für mich täglich Instabilität und Unsicherheit. Bei mir war es nicht wie bei anderen Kindern, die beim Aufwachsen Worte hörten wie „ich liebe dich bis zum Mond und zurück“ oder die mit „ich liebe dich so sehr“ und weit geöffneten Armen empfangen wurden. Wenn ich meine Mutter fragte, ob sie mich heute liebte, zuckte sie ihre Schultern und sagte „nun, wie üblich“. Sie starb als ich fünfzehn war und ich erhielt nie eine andere Antwort.
Als das Trinken meines Sohnes außer Kontrolle geriet, konterte ich mit all der Wut, die ich in meiner Kindheit angestaut hatte. Ich hielt Gott Strafpredigten, wollte ihn büßen lassen und mit ihm verhandeln. Ich durchsuchte das Zimmer meines Sohnes; schnüffelte in seinen Schubladen, seinem Wandschrank und seinem Auto; durchwühlte seine Taschen und überprüfte ihn. Wenn er mir näher kam, roch ich an seinem Atem. Ich redete ihm gut zu, setzte ihn herab und drohte ihm. Er log mich an, stahl und zog sich in sein Zimmer zurück. Er war wütend und schloss mich vollkommen aus. Anscheinend hatte ich ihn verloren. Erst als ich wahrnahm, dass ich mich selbst verlor, begannen die Dinge sich zu ändern.

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Auftauchen aus dem Abwärtssog

Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, die mich zu Al-Anon brachte, fällt mir immer ein Bild ein. Ich hatte das Gefühl, mich in einem Strudel zu befinden, der mich mitgerissen hatte. Mein Leben war außer Kontrolle geraten.

Ich hatte einen neuen Partner kennengelernt, einen außergewöhnlichen, interessanten und sehr sensiblen Menschen. Trotz aller Schmetterlinge im Bauch und aller Verliebtheit hatte ich schnell das Gefühl irgendetwas stimmt nicht. Recht bald bemerkte ich, dass mein Partner ein Alkoholproblem hatte und Alkohol als „Therapie“ einsetzte. Hatte er sich zu Beginn unserer Beziehung noch sehr zusammengerissen, seinen Alkoholkonsum zu kontrollieren und zu verheimlichen, wurde er mit der Zeit immer offensichtlicher.

Mir war klar, dass ich nicht die Macht hatte gegen sein Trinken etwas zu tun und dass er selbst bereit sein muss, Hilfe zu akzeptieren. Aber ich konnte und wollte diesen verzweifelten und offensichtlich kranken Menschen doch nicht „fallen lassen“ und weiter abstürzen lassen, indem ich ihn verließ. Diese Verantwortung wollte ich nicht tragen. Irgendwann war ich völlig verwirrt. Was war das eigentlich für eine Beziehung? War das überhaupt Liebe oder war das Mitleid? Ich verausgabte mich dabei, zu versuchen ihn zu verstehen, zu unterstützen und seine Bereitschaft zu wecken, sich professionelle Hilfe zu holen. Vergeblich. Nun befanden wir uns gemeinsam in diesem Strudel, der sich immer schneller abwärts zu drehen schien.

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Hallo!

FotoDurch das Trinken meines Mannes war ich eines Tages so verzweifelt und hoffnungslos, dass ich mich auf den Weg zu Al-Anon begab.

Die Beiträge der Freundinnen in Al-Anon höre ich mir gern an, denn in manchen Beiträgen finde ich mich wieder, wie ich bin und welche Verhaltensweisen ich habe. Manchmal betrachte ich mich dann wie in einem Spiegel. Mir ist Al-Anon eine echte Hilfe.

Ich erlebe durch meine Meetingsbesuche immer wieder, dass ich Anregung bekomme zu einem selbstbestimmten Leben. Durch Al-Anon lernte ich, auf mich zu achten.

Ja, ich reagiere jetzt nicht mehr so sehr auf andere. Früher war das für mich wichtig. Heute bin ich bestrebt, mein eigenes Leben sinnvoll zu gestalten, auf mein Wohl zu achten. Um mir jeden Tag so inhaltsreich wie möglich zu gestalten, achte ich jetzt darauf, was ich für mich selber Gutes tun kann. Durch meine regelmäßige Teilnahme in Al-Anon weiß ich die Gemeinschaft sehr zu schätzen. Jedesmal nehme ich für mich etwas mit, was mir mein Leben erleichtert.

Die Al-Anon Literatur ist für mich eine wahre Schatzgrube. Darin finde ich viele Lösungsansätze für Probleme, die nicht nur den Umgang mit dem noch trinkenden Partner betreffen, sondern auch das Leben ohne Alkohol.

Sabine

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