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Ehrlichkeit und Betroffenheit

Foto von einem AusstellungshinweisIn erster Linie und an erster Stelle will ich danke sagen, danke, dass ihr alle eure Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit mir teilt.
Ich habe von Al-Anon durch einen Bericht in der Betriebszeitung meines damaligen Arbeitgebers erfahren. Gut zu wissen, dass nicht nur die Alkoholkrankheit, sondern auch die Not der Angehörigen Beachtung findet und nach Hilfen gesucht wird. Als ich das erste Mal den Mut hatte (nach wochenlangem Zögern), mit pochendem Herzen mein erstes Meeting zu besuchen, überraschte mich beim Betreten des Meeting-Raumes als allererstes diese fröhliche Atmosphäre der Freundinnen und Freunde untereinander Wie konnte es sein, dass diese Angehörigen so fröhlich und lachend beieinander saßen, wo sie doch wohl alle mit dem Problem des Alkoholismus konfrontiert waren?
Diese Heiterkeit hat mich neugierig gemacht. Wie ihr euch sicher denken könnt hatte auch ich bereits mehrere Jahre unter den Folgen der Alkoholkrankheit meines Partners sehr gelitten und allerhand Schlimmes erlebt. Es war eine meiner ersten Fragen, wie „man es denn schaffen kann, den Partner vom Trinken abzuhalten oder aber seine Trinkerei ganz zu verhindern?“ Wie so viele andere Freunde war auch ich der festen Überzeugung, den Worten meines Mannes glaubend, durch mein Verhalten seine Trinkerei ausgelöst zu haben. Also musste doch wohl auch die Verhinderung dieser scheußlichen „Angewohnheit“ durch mich möglich sein! Im Meeting durfte ich nun zum ersten Mal erfahren, dass mich keine Schuld trifft an seinem Trinkverhalten. Später wurde mir im Laufe der Zeit jedoch immer klarer, dass ich durch mein Verhalten sein Trinken begünstigt habe.

Ich musste dann nach und nach erfahren, dass ich nur mein Verhalten ändern kann und dadurch ein besseres Leben für mich möglich werden kann ! Das war nicht unbedingt das, was ich zu Anfang hören wollte. Und doch habe ich durch mehrere Rückfälle meines Mannes – zwischendurch durfte er einige Jahre trocken sein – diese Einsicht immer wieder zugeben müssen.  Al-Anon hat mir geholfen, mit mir besser fertig zu werden, da ich mein Leben wirklich nicht mehr meistern konnte. Die Freundschaft, die Ehrlichkeit und die große Geduld der Gruppenmitglieder ist beispielhaft und wohl kaum anderswo im Leben „draußen“ zu finden. Das Verständnis untereinander ist stets gegeben, auch wenn jeder seine eigenen Lebensumstände hat. Durch die Aufrichtigkeit und die gegenseitige Ermutigung, beharrlich im Programm der Zwölf Schritte an sich zu arbeiten, wird große Hilfe zur Selbsthilfe möglich.

In einer extrem schwierigen Lebenszeit, die nichts mit dem Alkoholismus zu tun hat, erfahre ich inzwischen, dass unser Al-Anon Programm im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebensprogramm ist. Kann ich doch so hilfreiche Gedanken, wie z. B. „im Heute leben“, oder den stetigen Hinweis unseres Programms auf die Höhere Macht, die uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann, dankbar und Kraft bringend auch in dieser tiefen Not einsetzen.
Die Al-Anon Familiengruppe: für mich nicht zuletzt auch dadurch, dass meine Freunde in der Gruppe für mich meine „Familie“ (Verwandtschaft) geworden sind. Was uns verbindet, ist das ehrliche Bestreben, einander zu helfen, zu trösten, zuzuhören und zu ermutigen oder eben auch manchmal kritische Äußerungen einzustecken, wodurch Wachstum doch erst ermöglicht wird. Abschließend möchte ich zu den Worten des Anfangs zurückfinden: Danke Al-Anon, dass du mir einen Weg in eine zufriedene Zukunft aufzeigst, danke Al-Anon, dass du mir geistige „Werkzeuge“ an die Hand gibst, diesen Weg zu finden und zu gehen – nur einen Tag nach dem anderen.
Helga, Al-Anon
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