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Der Alkoholiker hat immer recht

yellostone

Ich hatte das große Glück, Al-Anon schon im Alter von 25 Jahren zu finden.

Heute ist mir klar, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt, den Weg aus meiner (Co-) Abhängigkeit nicht mehr geschafft hätte, sondern der Wahrscheinlichkeit nach mich auf den Friedhof gesorgt hätte.

Aber Gott-sei-Dank gibt es die Ausdrücke wie „hätte, wäre, könnte, …usw.“ im meinem Wortschatz so gut wie nicht mehr.

Ich bin in einem alkoholkranken und psychisch-kranken Umfeld aufgewachsen.

So konnte es gar nicht anders kommen, als dass ich mit 18 Jahren meinen nassen Alkoholiker kennen lernte und in ihm meinen „Retter“ sah, den ich aus Dankbarkeit retten wollte.

Innerhalb von „nur“ 4 Jahren hatte ich alle Phasen des Leidens (die Hubert in seinem Beitrag: Das verborgene Leiden der Angehörigen, so treffend beschreibt), durch und ich erkannte ansatzweise die Sinnlosigkeit meiner Versuche.

Denn: § 1: Der Alkoholiker hat immer Recht. § 2: Sollte der Alkoholiker einmal Unrecht haben, tritt automatisch § 1 in Kraft.

Alles was geschieht, geschieht im richtigen Moment.
So kam es, dass mich meine Höhere Macht mit einem, so glaubte ich, neuen „Retter“ bekannt machte.
Ich griff nach dem Rettungsanker, und wurde aus dem Wasser gezogen, doch die Gefahr war noch nicht vorbei.

Der nasse Alkoholiker versuchte, mich mit allen Mitteln, wieder auf sein Boot zu holen.
Dies gelang ihm vorübergehend auch, denn mein „neuer Retter“ (wie könnte es anders sein) war auch praktizierender Alkoholiker.

Aber jedes mal sprang ich schnell wieder vom Boot, weil es mir dort zu eng geworden war. Mein neuer Retter hatte also jede Menge zu tun.

Dies führte dazu, dass er an seinen Tiefpunkt angekommen war und sich für den Weg in die Genesung entschied.

Nun war ich zwar „gerettet“, aber nun glaubte ich im falschen Boot zu sitzen, denn ich konnte meiner Lebensaufgabe, meinen Retter zu retten nicht gerecht werden, weil er sich schon selbst in Sicherheit gebracht hatte. Nun begann mein eigentliches Dilemma.

Zurück auf das alte, zu eng gewordene Boot konnte ich nicht mehr, weil es schon zu weit weg war.

Erneut vom Boot zu springen, war nicht möglich, weil kein anderer Retter in der Nähe war und ertrinken wollte ich nicht. Also ging ich, notgedrungen überall hin mit, wo mein Retter hinging.

Mein Leidensdruck verstärkte sich weiter, denn mein nun trockener Alkoholiker lernte in AA sich selbst an allererste Stelle zu stellen.
Das ging schon mal gar nicht, wo bleibe denn dann ich?; wo ich doch alles verloren und für ihn geopfert hatte.

Ich ging zu AA um herauszufinden, wie ich meinen Partner jetzt wieder auf mein Floß ziehen könnte.

Ich begann mich mit dem 12 Schritteprogramm der AAs auseinander zu setzen. Ich fand das Programm faszinierend und doch fühlte ich mich nach einiger Zeit, wie in einem Netz gefangen.

In dieser Not stellte mir meine Höhere Macht Al-Anon vor.
Diese Gemeinschaft machte mir schnell klar, in welcher Lage ich mich in Wirklichkeit befand und zeigte mir sogleich, wie ich mich als Angehörige „richtig“ verhalte, „besser“ mit mir und meinem Partner umgehe kann.

Ich erkannte, dass ich mein altes Leben ändern und einiges aufgeben musste.
Und dass dieses Programm mir beibringt, wie ich ein neues, gesünderes und glücklicheres Leben führen kann. Ich muss es nur auf mich anwenden !

Nach einigen 24 Stunden und nachdem ich etliche neue Erfahrungen, sowohl positive wie auch negative, gemacht habe, habe ich gelernt nun selbst den Rettungsanker auszuwerfen, ohne mich dabei selbst in Gefahr zu bringen.

Dafür danke ich Al-Anon und allen indirekt und direkt Beteiligten. Vor allem aber meiner Höheren Macht.

Danke, eure Monika, eine Al-Anon

 

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