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Auf eigenen Beinen stehen

Heute las ich bei meiner Morgenmeditation in unserem Buch „Entdecke Deine Möglichkeiten“ den Satz: Wir waren eine Krankheit mit vier Beinen. Das war eine Beschreibung der Familienkrankheit, die ich so noch nie gesehen hatte. Klar, ich war immer das Stützrad für meinen trinkenden Mann. Alle alltäglichen Aufgaben wurden langsam zu meinen. Ich ging zwar nicht für ihn zur Arbeit, aber ich sorgte dafür, dass er auch wirklich das Haus verließ. Anstrengende oder herausfordernde Auseinandersetzungen mit Behörden, Vermietern oder sogar in der Familie nahm ich gerne auf mich, damit er ja nicht noch mehr Grund zum Trinken hatte. Was war aber die andere Seite? Irgendwann brauchte ich diese Aufgaben, damit ich nicht über mich nachdenken musste oder noch schlimmer, ich brauchte sie, damit ich sie ihm irgendwann vorhalten konnte. Die Familienkrankheit war komplett, seine Beine, die mich brauchten um zu stehen und meine Beine, die das Dilemma am Laufen hielt.
Ich hatte nie gelernt, wirklich auf die Standfestigkeit meiner Beine zu vertrauen. Meine Mutter bestimmte, wer zu meinen engen Schulfreunden gehören dürfte. Sie wusste, welcher Freund der richtige Mann für mich war. Sie kannte mein Innerstes so gut, dass sie entschied wo ich mich wohlfühlen würde und welcher Beruf zu mir passte. Das hatte vordergründig nichts mit der Alkoholkrankheit zu tun, aber der Mann in unserer Familie, mein Vater, war aufgewachsen mit Alkohol, Gewalt und sehr viel Unsicherheit im Leben. Er wollte für seine Familie immer nur das Beste. Auch bei meinen Eltern gab es schon die Krankheit mit vier Beinen. Mein Vater hatte die Beine der Beständigkeit und meine Mutter hielt die Familie in Bewegung.
Nachdem ich langsam im Al-Anon Programm lernen durfte, dass meine Beine tatsächlich tragfähige Entscheidungen verkraften konnten, machte ich mich auf den Weg der Genesung. Mit der Hilfe meiner Höheren Macht war es möglich, auch Fehlversuche nicht gleich als Scheitern zu bewerten. Weitermachen ist die Devise. Kleine Kinder stehen bei den Versuchen, endlich selber laufen zu können immer wieder auf. So lange ich die Werkzeuge von Al-Anon benutze, werden Steine auf meinem Weg zu Aussichtspunkten und nicht zu Stolperfallen.
eine Al-Anon in Bewegung

Ein Kommentar

  1. Elke schrieb:

    Die Seite gefällt mir gut.

    Sonntag, 20. August 2017 um 07 | Permalink
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